Heute hat SPON einen sehr guten, empfehlenswerten Leitartikel zum Gazakrieg gebracht, der die humanitären Fragen und der Schutz der Zivilisten ernst nimmt und meint, dass Israel durch die immensen Zerstörungen, die Vertreibung, die Blockaden in Gaza den islamistischen Kräften im Nahen Osten sowie der Hamas indirekt Auftrieb verschaffen würde. Er stammt von der Schweizer Nahostexpertin, Monika Bolliger, Redaktionsleiterin bei SPON, davor NZZ. Der Artikel ist leider hinter einer Paywall.
Die Katastrophe im Gazastreifen muss gestoppt werden.
Der SPIEGEL-Leitartikel von Monika Bolliger. Israel kann die Massaker der Hamas nicht tatenlos hinnehmen. Doch mit der Tötung Tausender Zivilisten stärkt die Regierung genau jene Kräfte, die sie vernichten will.
Zitat:
"Dabei weiß offenbar nicht einmal die israelische Regierung selbst, was genau das Ziel der Militäraktion ist. Die Vernichtung der Hamas wird genannt. Das ist ein verständlicher Wunsch nach den grauenvollen Massakern. Aber was, wenn der Preis für die Vernichtung der Hamas die Vernichtung des Gazastreifens ist? Der Norden scheint jetzt weitgehend unbewohnbar, im Süden leben Geflüchtete zusammengepfercht in Notunterkünften unter katastrophalen Bedingungen, schon breiten sich Krankheiten aus, und die Armee will bald ihre Offensive auch dort ausweiten.
Selbst wenn man glaubt, das müsse hingenommen werden: Die Hamas kann man nicht vernichten. Teile ihrer Führung sitzen im Ausland. Vor Ort sind sie ähnlich eingebettet wie es die Taliban in Afghanistan sind. Die sind trotz jahrelanger westlicher Kriegsführung gegen sie wieder an der Macht. Die Gefahr ist vielmehr, dass radikale Organisationen wie der Islamische Staat neue Rekruten finden. In Teilen der muslimischen Welt findet eine Radikalisierung statt, wegen der katastrophalen Bilder aus dem Gazastreifen, wegen der Untätigkeit arabischer Regierungen, und wegen der offenen Unterstützung dieses Kriegs durch westliche Regierungen. Wie das Israel sicherer machen soll, ist rätselhaft."
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Vor ca. 1 1/2 Jahren vor der Fussball WM beantworte Monika Bolliger im SWR1 in einem Interview Fragen zur Entwicklung und Zukunft im Nahen Osten, spez. Libanon, Syrien, Libyien, Katar. Sie selbst hat in Damaskus längere Zeit studiert und in Beirut gelebt und spricht arabisch.
Interview mit der Nahost-Korrespondentin Monika Bolliger