Interessantes interview mit Michael Walzer* (habe ich bisher auch nicht gekannt), leider hinter der Bezahlschranke.
Einige Zitate finde ich bemerkenswert, weil sie auf die Schwierigkeit und teilweise auch Widersprüchlichkeit der Situation hinweisen:
Zitat:
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Walzer: Die Belagerung des Gazastreifens – die Unterbrechung der Versorgung mit Treibstoff, mit Elektrizität, mit Hilfsgütern – ist etwas, was Israel nicht darf. Es ist eine seltsame Situation, denn in der Geschichte von Belagerungen hat noch nie jemand vorgeschlagen, dass die belagernde Armee den Feind versorgen muss. Und doch findet sich Israel in dieser Situation wieder. Das ist eine erstaunliche Geschichte, die viele nicht verstehen: Die Hamas beißt die Hand, die sie füttert, oder genauer gesagt, die ihre Bevölkerung füttert. Wegen der Besatzung von 1967 und dem Rückzug von 2005 war Israel verantwortlich für das Wohlbefinden der Bevölkerung des Gazastreifens. Es ist eine natürliche Reaktion, wenn Israel jetzt sagt: Wir tun das nach dem 7. Oktober nicht mehr. Aber ich glaube nicht, dass es gerechtfertigt ist.
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Ich verstehe die Argumente für beide Seiten, tue mich aber schwer, ihm hier zu folgen, da die Hamas sich bar jeglicher Ethik verhält.
Zitat:
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Walzer: Wenn es eine Polizei der Vereinten Nationen gäbe, könnte sie die Hamas-Kämpfer einfach verhaften. Das wäre wunderbar.
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Sowas habe ich mir auch schon gewünscht, das wäre mal ein echter Nutzen der UNO.
Zitat:
Walzer: Die Leute, die einen Waffenstillstand fordern, haben keine ehrliche Antwort darauf, was danach kommt. Denn nach dem Waffenstillstand würde die Hamas sich einbuddeln und wieder aufrüsten – ohne dass es eine Abschreckung gäbe.
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Es geht darum, die Hamas so zu besiegen, dass weitere Angriffe ausgeschlossen sind. Ich weiß nicht, wie man das anstellt, aber das muss man tun.
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Das trifft den (m.M.n. ausnahmsweise alternativlosen) Kern der Sache.
*Michael Walzer, 1935 als Sohn osteuropäischer Juden in den Vereinigten Staaten geboren, ist der große alte Mann der amerikanischen Linken. Lange gehörte er den „Democratic Socialists of America” an. Er hat die Organisation mittlerweile verlassen, weil sie zu freundlich gegenüber der Hamas war. Aber er versteht sich immer noch als demokratischer Sozialist und ist ein scharfer Kritiker der israelischen Besatzungspolitik. (aus dem Artikel)