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Zitat von Klugschnacker
Wenn sich jemand nicht impfen lassen möchte, respektiere ich das. Ich mache mir Sorgen um seine Gesundheit, weil die Impfung mit hoher Wahrscheinlichkeit vor schweren Krankheitsverläufen schützt. Aber wenn jemand nicht will, dann ist das eben so. Es gibt sinnvolle Alternativen zur Impfung, zum Beispiel Kontaktbeschränkungen und Masken.
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Diese Sichtweise kann ich gut verstehen, aber es war nicht die Bestimmende in der öffentlichen Debatte der letzten Jahre, sondern eher eine Minderheitenposition - zumindest medial und politisch gesehen. Ich vermute, in der Bevölkerung ist Deine (für mich sehr positiv zu sehende) Gelassenheit viel mehr verbreitet, als es je artikuliert wurde.
Deutlich lauter waren leider die extrem intoleranten, aggressiven Stimmen gegen jeden, der sich gegen eine Impfung entschied, bis hin zum Opfergehabe eines Montgomery ("Tyrannei der Ungeimpften").
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Zitat von Klugschnacker
Im Vordergrund bei der Impfdebatte stand für mich etwas anderes: Nämlich die Erfahrung einer ersten, intensiven Fake-News Kampagne von einem Ausmaß, das für mich neu war.
Neu war für mich auch die Eigendynamik, die sich unter den Anhängern der Falschbehauptungen entwickelte, etwa, Corona sei eine Erfindung, die Grundrechte stünden vor ihrer Abschaffung, die Menschen gingen via Impfung in die genetische Umprogrammierung und so weiter. Die Bösartigkeit dieser Auseinandersetzung hat mich erschreckt.
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Da war tatsächlich viel Unfug dabei, sicherlich auch befeuert durch die hetzerischen Stimmen à la Montgomery. Was aber die Tatsache des hohen moralischen und sozialen Drucks gegen das Recht auf individuelle Entscheidung über medizinische Eingriffe nicht ändert und auch nicht rechtfertigt.
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Zitat von Klugschnacker
Ich habe Freunde verloren, die sich auf einer Mission wähnten, in Notwehr gegen die fehlgeleitete Gesellschaft vorgehen zu müssen.
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Es sind ähnlich viele Freundschaften an missionarischem Impfdruck kaputt gegangen. Da haben sich beide Seiten nichts geschenkt, leider.
Ich fand es persönlich allerdings sehr angenehm, daß in meinem Bekanntenkreis praktisch keiner sich über den Impfstatus des anderen groß Gedanken gemacht hat (obwohl die meisten die Impfung für viel wichtiger hielten, als ich). Besonders geschätzt habe ich die Ärzte an der Uniklinik Heidelberg, die im Umfeld meiner Herz-OP kein Wort über Corona-Impfung verloren, sondern es offensichtlich als meine Privatangelegenheit ansahen. Ganz anders als Erfahrungen anderer, denen z.T. eine OP ohne Corona-Impfung verweigert wurde.
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Zitat von Klugschnacker
Demokratie lebt von der Auseinandersetzung. Hier war aber keine Auseinandersetzung mehr möglich. Kaum wurde das Thema angeschnitten, wurde ich eine Stunde lang mit absolutem Bullshit überschüttet.
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Und Zweifel wurde häufig ohne Prüfung einer möglichen Berechtigung von anderen wiederum diffamiert und niedergeschrien. lebendige Auseinandersetzung geht nur, wenn nichts als alternativlos postuliert wird - das war in dieser Zeit aber leider nur allzuoft der Fall.
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Zitat von Klugschnacker
Zur Sorge um die Gesundheit und das Leben der Menschen gesellte sich daher die Sorge um unsere Demokratie und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt.
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Dies teile ich wiederum mit Dir, auch wenn ich die Hauptrisiko-Faktoren vermutlich anderswo lokalisiere.