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Alt 25.11.2022, 13:01   #116
bergflohtri
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Benutzerbild von bergflohtri
 
Registriert seit: 31.01.2014
Ort: Wien
Beiträge: 1.689
Neues von Winterschwimmen: die Pause war dieses mal mir einer Woche länger. Wir hatten hier nach dem vergangenen Wochenende einen kleinen Wintereinbruch mit Schneefall Wind und anschließendem trüben Schlechtwetter mit Regen, stärkerem Wind und andauernd feuchten Außenbedingungen. Das war nur wenig förderlich für die Motivation schwimmen zu gehen - vor allem wegen des Gedankens an Umziehen im Regen. Hauptgrund für die Pause war aber dass die Alte Donau mit einer Wassertiefe von 2-2,5 Metern massiv abgekühlt hatte auf 4,1 Grad. Das wäre mir als Sprung vom letzten Mal mit 7,9 zu heavy gewesen.
Die letzten Tage waren zwar auch noch regnerisch aber wärmer, und die aktuelle Wassertemperatur heute früh zeigte 6,6 Grad, das klang schon besser. Und in der Zwischenzeit war auch die bestellte Neoprenkaputze mit Kragen gekommen. Dazu heute auch ein windstiller wunderschöner sommerlicher Spätherbsttag, und ich habe heute Urlaub und Zeit.
Meine bisherigen Erfahrungen mit Schwimmen in kaltem Wasser haben mir gezeigt, dass es sehr vorteilhaft ist energetisch gut versorgt loszustarten. Ich mache mir also vor dem Schwimmen ein kleines Frühstück. Ideal wäre eine Suppe mit wärmenden Inhalten zb Ingwer, aber heute tat es auch ein Honigbrot mit Kaffee und ein Stück Schokolade.
Bei der Hinfahrt zum Schwimmeinstieg war die Luft noch ziemlich frisch, aber direkt beim Schwimmeinstieg scheinte die Sonne, es war kaum Wind, und ich ließ mir Zeit beim Umziehen. Vor allem mit der neuen Schwimmhaube von Orca. Ich hatte mir die besorgt weil das kalte Wasser im Nacken für mich besonders unangenehm war. Sie schließt den ganzen Kopf bis auf das Gesicht wunderbar ab, und nach dem aufsetzen war mir in der Sonne damit fast zu warm. Andererseits war ich darüber auch froh, nachdem ich noch die Erinnerung von letztem Jahr hatte wo ich meinen Winterschwimmversuch bei annähernd gleichen 6 Grad auf der Retourstrecke abbrechen musste und dann im Laufe des Winters auch nicht wieder aufgenommen hatte. Kurz gesagt - ich hatte heute etwas mehr Respekt vor dem kalten Wasser.
Bin dann zuerst mit den Füßen rein, war okay und kein großes Ahaerlebnis also gleich weiter ganz rein und den Neo geflutet ohne dass die Kälte viel unangenehmer auffiel. Was ich nach kurzer Zeit aber bemerkte und geschuldet der niedrigeren Temperatur war das Kälteempfinden an den Händen. Vor allem die Daumen frierten schnell ein so wie ich es leidvoll von längeren Radfahrten im Winter kenne.
Aus Respekt vor der Situation und weil ich alleine unterwegs war bis auf einen 4er mit warm bekleideter Mannschaft bin ich wieder in die Richtung mit möglichem Uferausstieg geschwommen und in Ufernähe geblieben.
Was mir beim Schwimmen auffiel war die von Christoph Wandratsch beschriebene Dichte des Wassers. Das fühlt sich jetzt tatsächlich ein bisschen anders an als im Sommer - das Wasser hat mehr Widerstand, gar nicht schlecht. Die Neohaube ist super, der Kopf immer noch schön warm, nur die Hände werden immer kälter, und am Weg Richtung Wendepunkt beschäftigt mich der Gedanke ob das vielleicht noch ein Problem wird. Und wegen der Sonne hatte ich die getönten Brillen genommen die nicht gut abdichten, und ich musste unterwegs ein paar Mal kurz Pause machen und das Wasser rauslassen. Dafür ist die Sicht im klareren Wasser jetzt endlich besser.
Beim Wendepunkt hat sich bei einer Schilfinsel eine größere Gruppe von Schwänen versammelt. Im Sommer gab es dort sogar zwei Nester - schon erstaunlich wie sich die Wildtiere an die Menschen gewöhnen. Es sind hier über das Jahr gesehen sehr viele Spaziergänger unterwegs und der eine oder andere füttert die Enten und Schwäne. Man merkt jetzt im Winter auch dass die Tiere neugieriger sind, und bevor ich ins Wasser gehe kommt jedes mal ein Schwan um abzuchecken ob ich Futter bringe.
Nach dem Wendepunkt auf der Retourstrecke ist dann der Bereich wo die Kälte des Wassers langsam durch den Neo in den Körper kriecht. Wenn ich das bemerke, dann stellt sich auch ein leichtes Unbehagen ein, und hier ist es für mich am besten das Körpergefühl genau zu analysieren. Nach mittlerweile 30 Jahren mit regelmäßigen Ausdauersport hab ich einfach eine sehr gute Körperwahrnehmung. Jetzt hier im kalten Wasser ist es okay, ich merke zwar dass der Körper langsam abkühlt aber das leichte Unwohlsein kommt mehr von der unterbewussten Wahrnehmung dass ich mich in einer unwirtlichen und potentiel bedrohlichen Umgebung befinde.
Also alles okay, der Schwimmausstieg kommt auch immer näher und die Hände sind zwar klamm aber es wurde auf dem Rückweg nicht mehr viel schlimmer. Nach dem Rausgehen ist das Ausziehen vom Neo immer mühsam. Ich habe dieses ältere Modell vom Sailfish One vor ein paar Monaten günstig gebraucht gekauft. Der Auftrieb ist super und gibt mir als schlechten Schwimmer im kalten Wasser viel Sicherheit, aber die Beine sind bei den Unterschenkeln viel enger als bei den neueren Modellen von Sailfish die ich kenne. Ist also wirklich mühsam mit den kalten Händen und wenn Du nur schnell ins trockene Gewand möchtest hier noch lange herumwerken zu müssen. Ausziehen im Wasser ginge leichter, aber das lasse ich bei den aktuellen Temperaturen lieber.
Heute bei der trocknen kalten Luft hat das nasse Schwimmzeug nachdem ich es auf das Geländer vom Schwimmausstieg zum abtropfen gehängt habe richtig gedampft. Das ist für mich ein schönes Gefühl unter diesen Bedingungen und unter den neugierigen Blicken der Spaziergänger meine 20 Minuten geschwommen zu sein.
Mir ist heute nach dem Umziehen in der Sonne überhaupt nicht kalt, aber der Organismus fühlt sich aufgewühlt an - ich vermute das beim Schwimmen in sehr kaltem Wasser irgendwelche Stresshormone freigesetzt werden. Ist aber kein Problem an so einem schönen Spätherbsttag, und jetzt habe ich beim Schreiben mein zweites Frühstück genossen und bin zufrieden mit einem guten Gefühl und ohne Probleme die Schwimmeinheit gemacht zu haben mit der ich jetzt schon ein Stück weiter bin als letztes Jahr. Mal schauen wie das mit den Händen weitergeht und ob sich mein Körper noch besser an das kalte Wasser gewöhnen kann.

Geändert von bergflohtri (25.11.2022 um 21:30 Uhr).
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