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Alt 08.11.2022, 15:46   #123
svmechow
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Registriert seit: 01.09.2021
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Grundsätzlich sind hoffentlich ja die meisten Ärzt:innen bestrebt, evidenzbasierte Medizin zu machen auf der einen Seite, und auf der anderen Seite aber stets den:die Patient:in im Blick zu haben. Insofern gilt es stets beides zu betrachten, die quantifizierbaren Grössen und die subjektiven Beschwerden der Person, die da vor einem sitzt.
Ich halte die Bestimmung der Sexualsteroide vor Beginn einer Testosteronbehandlung für unverzichtbar; am sinnvollsten wäre sogar die Bestimmung eines individuellen Normalwertes vor Beginn etwaiger Symptome, da ja wie schon erwähnt auch die Normwerte individuellen Schwankungen unterliegen. Selbst in Abhängigkeit vom Abnahmezeitpunkt kann das variieren, doch das nur am Rande.
Was es m.E. bei Euch etwas schwieriger macht, ist die Tatsache, dass Ihr -anders als die meisten Frauen- keinen klar identifizierbaren Zeitrahmen habt wie letztere. Die Lebenspanne der Frau lässt sich gynäkologisch einteilen in prämenstruell am Anfang und prä- bzw. postmenopausal am Ende.
Bei Euch Männern muss man da dann rangehen wie an eine hysterektomierte Frau, sprich: eine Frau, die (aus welchen Gründen auch immer) keinen Uterus mehr besitzt. Die hat hormonell gesehen natürlich weiterhin exakt denselben Zyklus wie zuvor, nur merkt man das weniger deutlich objektivierbar, wenn man nicht mehr die Regelblutung oder eben das Ausbleiben derselben als Indikator für den Beginn der Menopause hernehmen kann.

Ich bin zwar keine Urologin, würde aber dennoch (oder grad drum) keine Testosteronbehandlung ohne vorherige Hormondiagnostik (und ohne PSA baseline) veranlassen. Bei niedrignormalen Werten oder solchen unter dem Referenzbereich plus Vorliegen von Symptomen und Fehlen von Kontraindikationen: warum nicht.

Ich sage immer zu meinen Patientinnen, dass ich nicht Laborwerte, sondern. Emschen behandle. Aber die Laborwerte will ich natürlich trotzdem wissen, weil ich natürlich auch nicht im Blindflug und nur nach Augenmaß arbeiten möchte.
Ein Beispiel, um das zu veranschaulichen, ist zum Beispiel der Hamoglobinwert. Für diesen gibt es präzise Referenzbereiche, die bei Männern bei 14-18g/dl betragen und bei Frauen 12-14g/dl.
Die meisten Frauen, die ich so sehe in der Klinik und der Ambulanz, haben Werte unter 12g/dl. Vielleicht 10.8 oder 11.2 g/dl. Schon immer. Oder zumindest schon lange. Die Frau mit der 10.8 frage ich natürlich nach Symptomen einer Anämie und rate ihr, mal etwas rote Beete oder besser noch ab und zu ein Steak zu essen. Eine Indikation zur Substitution leitet sich daraus aber so lange nicht ab, wie keine Symptome bestehen.
Wenn der Hb im Verlauf weiter absinken sollte, würde ich natürlich erstens zur Substitution raten und zweitens, was noch viel wichtiger ist, mal etwas Diagnostik veranlassen und überprüfen, wie es zu dieser Anämie kommt.
Natürlich gibt es auch da aber Bereiche, wo jenseits aller Individualität absolute Indikationen gestellt sind: wenn eine Frau mit einem Hb von 5 g/dl rumkommt, würde ich sofort und dringend zu einer Transfusion raten, ganz egal, wie gut die Patientin daran vielleicht sogar adaptiert ist.

Long story short: beides. Aus Laborwerten und der Angabe der individuellen Beschwerden stricken wir die Diagnose und die bestmögliche Behandlung.
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