06.09.2022, 14:41
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#801
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Szenekenner
Registriert seit: 15.01.2009
Ort: Rhein-Neckar-Dreieck
Beiträge: 7.505
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Zitat:
Zitat von MattF
Was ich nicht verstehe, was soll dann eine Insolvenz in Eigenregie bringen?
Wenn die Energiepreise zu hoch sind, um profitabel zu wirtschaften, dann bringt auch eine Insolvenz zur Stabilisierung des Unternehmens nichts.
Oder man ist doch der Meinung man können in näherer Zeit wieder wirtschaftlich arbeiten, nur dann sind die Energiepreise vorraussichtlich keine anderen.
In meinen Augen ist das Argument vorgeschoben, wie auch schon bei Corona wird da von wirtschaftlichen Fehlentscheidungen der Vergangenheit abgelenkt, wenn eine Firma pleite geht.
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Das Insolvenzverfahren gibt eine "Atempause", da man die ausstehenden Zahlungen strecken oder z.t. auch verringern kann:
Zitat:
Wer ein Insolvenzverfahren mit laufendem Geschäftsbetrieb bevorzugt, kann beim Insolvenzverwalter gegen Zahlung eines Geldbetrags die Freigabe des Gewerbebetriebs aus der Insolvenzmasse erreichen. Das hat Vorteile, wenn der laufende Geschäftsbetrieb Gewinne abwirft. Alternative: Man kann unter bestimmten Umständen zusammen mit einem Sanierungsberater eine "Insolvenz in Eigenverwaltung" durchführen und sich innerhalb eines Jahres mit einem Insolvenzplan entschulden. Die Entscheidung hängt von der Größe und Art des Unternehmens ab, natürlich auch von seinen geschäftlichen Perspektiven. Die einfachste, aber oft recht ärgerliche Methode, ist die normale Insolvenz mit laufendem Geschäftsbetrieb und Insolvenzverwalter, der sich natürlich in alle Geschäftsabläufe einmischt. Die unterm Strich "beste" Methode, die sich allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen wählen lässt, ist die Insolvenz in Eigenverwaltung, auch "kleiner Schutzschirm" genannt. Wenn man es richtig anstellt, ist die Firma innerhalb eines Jahres saniert. Das geht jedoch nur, wenn eine drohende Zahlungsunfähigkeit (bei juristischen Personen: Überschuldung) vorliegt und die Firma noch nicht zahlungsunfähig ist. Die beabsichtigte Sanierung darf auch nicht aussichtslos sein.
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Und natürlich hoffen die Firmen, daß bis dahin entweder die Energiekosten wieder niedriger sind, oder inzwischen überall erhöht, und damit die höheren Kosten inzwischen vom Markt akzeptiert werden. Dann bleibt man ja auch konkurrenzfähig. Das hat mit Fehlentscheidungen erst mal wenig zu tun, wenn man selbst plötzlich viel höhere Energiekosten hat, als die Konkurrenz. Eine Papierfabrik kannst Du nicht mit isolierten Solarpaneelen oder Windanlagen betreiben, die ist auf konstant verfügbaren Kraftwerksstrom in sehr großen Leistungsbereichen angewiesen (die meisten Papierfabriken haben eigene Kraftwerke; in Karlsruhe hat Stora Enso ein Kraftwerk, das allein eine Kleinstadt versorgen könnte, davon 60 % regenerativ, vor allem Biomasse mit 170 MW)
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
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