Zitat:
Zitat von Hafu
Zum merit-order-Printzip habe ich heute früh schon was im Dialog mit Schwarzfahrer geschrieben und den Mechanismus der Preisfindung verlinkt.
|
Danke für das Zitat - Das habe ich damals offenbar übersehen - und den Link. Ich bin auf den Zusammenhang Strom-Gaspreis gestossen, als ich mir die Charts zum Strom- und Gaspreis angesehen habe. Die zu erwartenden Strompreissteigerungen (wegen der Gaspreise und der Merit-Order) und die sozialen Folgen treffen viele Menschen im nächsten Jahr sehr hart.
Zitat:
Zitat von Hafu
Es gibt z.B. schon seit Monaten viele renommierte Wirtschaftsexperten, die z.B. die Idee eines Gaspreisdeckels für russisches Öl befürworten. Das bedeutet, wir zahlen an Putin für das bezogene Gas nicht den derzeitigen Marktpreis sondern nur einen deutlich niedrigegeren Preis der sich am früherern Preisniveau orientiert. Dass wäre eine Art Übergewinnsteuer für den Krisengewinnler Russland, der ja bewusst mit dem Angriffskrieg im Sinne einer MArktmanipulation den Gas- und Ölpreis in die Höhe getrieben hat.
Da Putin auf die Einnahmen aus dem Verkauf von Gas an die EU angewiesen ist, glauben viele Ökonomen, dass er einem solchen Gaspreisdeckel widerwillig zustimmen würde, da man russisches Gas nicht mal eben woanders hin verkaufen kann und sich Gasquellen auch nicht mal eben zuschrauben lassen.
Wenn Putin den Gaspreisdeckel nicht akzeptieren würde, dann wären wir halt jetzt im Spätsommer an dem Punkt, an dem wir höchstwahrscheinlich irgendwann am Ende des Winters ohnehin sein werden, dass wir nämlich unseren Energiebedarf komplett ohne russisches Gas decken müssen.
|
Hast Du mal einen Link zu einem Artikel von den renommierten Wirtschaftsexperten, wo sie das ausführen. Ich würde das gerne mal nachlesen, wie sie das begründen.
In den Verträgen mit Gazprom wurde bekanntlich auf Wunsch DE im Zuge des liberalisierten Energiemarktes der durchschnittliche Börsenpreis für das russische Erdgas statt langfristige feste Preise vereinbart wie früher üblich, weil gehofft worden ist, damit "preiswerter" zu fahren, was sich jetzt als Nachteil erweist.
Dass Gazprom die Verträge abändert und einen deutlich unter dem Börsenpreis liegenden Kaufpreis für kurze Verträge akzeptiert, kann ich mir nicht vorstellen. Das erinnert zu sehr an Rohstoffkolonialismus, wo die Industrieländer die Bedingungen diktieren statt Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt und gleichwertige Handelsbeziehungen. Bei längeren Laufzeiten und festen Mengen hat früher Gazprom immer auch fest vereinbarte Preise, die sich nicht an den Schwankungen des Börsenpreis orientierten, abgeschlossen. Insofern kann ein Wechsel sinnvoll und möglich sein, wieder weg vom liberalisierten Strommarkt (Börsenpreis) hin zu vertraglich vereinbarten Preishöhen in den Lieferverträgen. Davon sprechen vermutlich die Ökonomen.
Zur Knappheit auf dem Gasmarkt trägt natürlich bei, dass die EU und als wichtigster Bezieher Deutschland so schnell wie möglich kein russisches Gas mehr kaufen wollen und stattdessen auf dem Weltmarkt alles aufkaufen und Klinken putzen. Da steigt sogar in den USA der Gaspreis, wenn DE in Kanada neue Gaslieferungen bestellen will. Es ist nicht der Ukrainekrieg per se, der für Knappheit und erhöhter Nachfrage auf dem Weltmarkt sorgt, sondern der Umgang der EU damit und der daraus entstehende Bedarf der EU und DE nach anderen Quellen auf dem Weltmarkt, um alle russischen Importe zu ersetzen, sowie die russischen Reaktionen darauf. Um den Gaspreis zu senken, braucht es marktwirtschaftlich ein höheres Angebot auf dem Weltmarkt im Vergleich zur Nachfrage, was mit NS2 schon 2021 möglich gewesen wäre. Willst Du das russische Gas vom Weltmarkt ausschliessen, steigt logischerweise erstmal der Gaspreis, solange es zu wenig erneuerbare Energien gibt oder Ersatz durch Kohle, Atom.