Zitat:
Zitat von LidlRacer
Und noch mal zu diesem unglaublichen Crash:
Ich war zunächst davon ausgegangen, dass Frain den Unfall vor ihr einfach nicht wahrgenommen hat und es dann nicht mehr geschafft hat, zu bremsen.
Das ist zwar schwer vorstellbar, aber alles andere schien mir noch schwerer vorstellbar.
Tatsächlich hat sie sich aber bewusst entschieden, nicht zu bremsen und sich stattdessen durchzuschlängeln, weil sie glaubte, da wäre eine Lücke. Da war aber keine.
Die gehört gesperrt!
https://www.eurosport.nl/wielrennen/...66/story.shtml
https://www.ad.nl/tour-de-france/tou...zien~a389d633/
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Getriggert von dem Beitrag habe ich mir, nachdem ich die Etappe gestern nicht live ansehen konnte, den besagten Unfall nochmal neugierig im Replay angesehen.
Dass Frain rückblickend die falsche Entscheidung getroffen hat, darüber braucht man angesichts ihres Sturzes, der aufgrund des hohen Geschwindigkeitsüberschusses für sie genauso wie für die beiden anderen Fahrerinnen, mit denen sie kollidierte, schlimmer hätte ausgehen können, nicht zu diskutieren.
Allerdings kann ich zumindest ihre Begründung nach dem Anblicken der Bilder nachvollziehen. Sie hat aus meiner Sicht im Tunnelblick nur die durchaus vorhandene Lücke (siehe erstes Bild zwischen den am Boden liegenden weiß-blauen und roten Fahrerinnen) gesehen und übersehen, dass die langsamer auf den Unfall zurollende Fahrerin in blau in wenigen Augenblicken diese Lücke zumachen und Frain den Weg versperren wird.
tour_femmes.jpg
tour_femmes-2.jpg
Kurz bevor Frain in die schon am Boden liegende Fahrerin reingerauscht ist, wurde sie von der Fahrerin rechts von ihr leicht touschiert und konnte somit nicht die Lücke nutzen, die sie sich ausgeguckt hat.
Ohne sie näher zu kennen würde ich vermuten, dass sie Querfeldein- oder Mountainbike-Erfahrung hat, denn im Gelände muss man sich auf schnellen Abfahrten oft in Sekundenbruchteilen für eine Fahrlinie zwischen zwei oder drei Felsen, also statischen Hindernissen entscheiden, ohne die Möglichkeit zu haben groß nachzudenken und bremsen ist im Gelände fast immer die falsche Entscheidung, denn mit dann meist unmittelbar blockierenden Reifen kann man auch nicht mehr steuern.
Nur hat man es im Gelände meist mit statischen Hindernissen zu tun, die sich nicht bewegen, während Fahrerinnen im Straßenradsport eben sich bewegende Hindernisse sind und sich vorhandenen Lücken auch in Sekundenbruchteilen wieder schließen können.
Auf Asphalt greift dagegen die Bremse wegen der viel höheren Haftreibung viel besser, so dass in so einer Situation angesichts der unkalkulierbaren Risiken eines Sturzes Bremsen auf jeden Fall die sinnvollere Option ist.
Sperren muss man sie sicher nicht. Sie hat eine rückblickend falsche Entscheidung getroffen und die Aufschürfungen am Ellbogen, die sie im Zielinterview hat, werden sie die nächsten Tage noch schmerzhaft an diese Entscheidung erinnern.
Bekanntlich machen solche Situationen Flachetappen erst richtig interessant, so falsch sich das auch anhören mag, aber das ist wie bei der Formel1, beim Skiabfahrtslauf und vielen anderen klassischen Risikosportarten mit hohen Einschaltquoten: im Unterbewusstsein warten sehr viele Zuschauer darauf einen Unfall zu sehen, auch wenn man sich das offen nie eingestehen würde.