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Zitat von Flow
Man könnte es auch so sehen, daß die Ukraine dann früher angegriffen worden wäre ... bevor es zur NATO-Mitgliedschaft gekommen wäre.
Aber das hatten wir ja schon das eine oder andere Mal, ohne allgemeine Einigkeit darüber zu erreichen.
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2008 war das russische Militär noch deutlich schwächer und noch weit unfähiger zur Invasion eines derart großen Landes wie der Ukraine als jetzt 2022. Man denke nur an die von Russland desaströs geführten Tschetschenienkriege. Die vergangenen 14 Jahre wurden von Putin in beispielloser Weise zur Aufrüstung und Modernisierung der Streitkräfte genutzt, überwiegend mit europäischen Geldern für russische Rohstoffe.
Das Risiko eine vorbeugenden Invasion Russlands sehe ich (rückblickend betrachtet) genauso wenig, wie beim bevorstehenden NATO-Beitritt von Finnland und Schweden. Auch der NATO-Beitritt der Baltischen Staaten hat damals reibungslos geklappt. Auch Putin hat damals noch deutlich anders getickt und (zumindest einige Jahre zuvor) selbst noch mit einem NATO-Beitritt Russlands zeitweise geliebäugelt. Diesbezüglich hätte man Russland evt. mehr entgegenkommen sollen.
Das nachvollziehbare Argument Merkels gegen den NATO-Beitritt der Ukraine 2008 die instabilen politischen Verhältnisse der Ukraine 2008 mit noch mangelhafterem Rechtssystem als 2022, noch wenig gefestigter demokratischer Strukturen und großem Oligarcheneinfluss sowie großem Korruptionsproblem. Die NATO ist nicht nur ein Verteidigungsbündnis sondern beruft sich auch auf ein gemeinsames, demokratisch begründetes Wertesystem und wenn eines der NATO-Mitglieder diesbezüglich komplett anders tickt, sieht man an der Entwicklung der Türkei unter Erdogan, der auch bei nahezu jedem NATO-Beschluss mittlerweile Sand ins Getriebe streut.