Samstag. Wir fahren die lange Strecke nach Hannover, bemerken, dass das 2019er Baustellen-Hopping nach Göttingen sich zu einer einzigen über 29 km langen Baustelle weiter entwickelte, es aber sonst gut lief. Einchecken, Wohnung, Startunterlagen, alles vollkommen problemlos. Nur ein, für die Nordeutschen vielleicht eher laues Lüftchen, war für uns Binnenbewohner doch als ganz schön heftiger Wind merklich spürbar. Für meine aufrechte Sitzposition auf dem Rad wohl doppelt nachteilig.
Wie oben geschildert, gedankenschwer, weichen wir schnell wieder in die nahe gelegene Unterkunft aus. Erholen, warten, grübeln, grübeln, grübeln.
Sonntagmorgen 6 Uhr.
Beim Einchecken wundert sich der Kampfrichter über mein Rad: Mit so was 180 km? Respekt.
Beim Schwimmen bereitete ich mich gedanklich statt aufs Wasserfassen aufs Algenfassen

vor. Für mich vielleicht einfacher und greifbarer als das imaginäre Wassergefühl

. Nur, heuer empfinde ich es gar nicht so nervig wie 2019. Vielleicht hatten am Vortag die Volks- und Kurzdistanzler tatsächlich schon gut geerntet. Das mangelnde Training merke ich leider schon. Dass sich eine Brustschwimmern nach mehrenen hundert Metern immer noch neben mir befindet

und es eher einsam ist, irritiert zusätzlich. Ich versuche zu beschleunigen. Nach dem steilen Ausstieg, bei dem ich trotz Hilfe fast noch einmal rückwärts ins Wasser plumpste, sehe ich 1.23 Stunden auf der Uhr. Für mich heuer vollkommen zufriedenstellend.
Lange Wechselzone, ich trödle wie gehabt, brauche auch beim Einklicken der Radschuhe etwas länger, doch kein echtes Thema.
Rad läuft kurz gut, dann kommen die hohen nordeutschen Berge, der Gegenwind
Als Folge bekannte Geschwindigkeitsgefühle, wie beim MTB-Fahren daheim auf den flachen Radwegen. Ich bleibe trotzdem ruhig. 6 mal 30 km, irgendwann muss auch der Rückenwind kommen.
Und tatsächlich, die letzten 15 km sind ein Traum. Schnitte deutlich über 30 km. Das bin ich schon lange nicht mehr gewöhnt.
Zwischendurch überholt mich Wutzel

flott und grüßt freundlich. Ich freue mich.
Später passiere ich eine Unfallstelle, wo schon ein Rettungswagen wartet. Unbekannt gute Besserung. Im Gegensatz zu früher auf dem Zeitfahrrad fühlte ich mich auf meinem Canyon Roadlite aber soweit sicher. Das ist der große Vorteil eines geraden Lenkers und der aufrechten Sitzposition.
Bei den ersten 4 30-km-Runden benötige ich jeweils ca 1.05 Stunden, voll im Plan. Dann wird es herber, ungemütlicher zu sitzen, die Oberschenkel machen zu, die Energiezufuhr klappt noch, aber das Durst- und Säuregefühl steigen trotz häufiger Pinkelpausen.
Die flotten Mitteldistanzler kommen jetzt auch auf die Strecke, diesmal lobenswerterweise selten mit extrem knappen Überholmanövern. Auch die Baustelle, bei der man jeweils zum Ende der Runde 200m mit Hilfe einer Rampe auf den knappen Fußgängerweg ausweichen muss, ist kein echtes Problem. Ich beende die knapp 180 km in 6.34 Stunden. Abermals voll im Plan.
Wechsel gemütlich. Ich sprühe mich nochmals mit Sonnenspray ein. Es ist zwar bei weitem nicht so heiß wie 2019, aber die Sonne sticht trotzdem ganz schön.
Ein letzter Gang aufs Dixie-Klo und ich starte zum Laufen. Schon weiter gekommen als gedacht.
Zum Glück hatte ich da noch nicht gewusst, was jetzt noch kommen wird
