Zitat:
Zitat von Klugschnacker
...Was könnte man der Ukraine anbieten, das den Verlust von Territorium aufwiegt?
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Der Terminus Territorium ist mir viel zu abstrakt: In allen seit dem 24.2. von Russland neu besetzten Gebieten leben
Menschen. Ukrainer.
Ein (demokratischer) Staat kann niemals Handel mit seinen Bürgern als Verhandlungsmasse treiben und im Rahmen eines wie auch immer gearteten Kompromisses ein paar hunderttausend Menschen an Russland verkaufen, gerade auch weil sich damit für die Menschen in derartigen Gebieten nicht nur die Staatsbürgerschaft ändern würden, sondern sie ihre Freiheit und demokratischen Mitwirkungsrechte verlieren würden.
Die Krim und die prorussischen Separatistengebiete, also die Gebiete, die auch vor dem 24.2. russisch kontrolliert waren, spielen eine Sonderrolle und hier wären im Rahmen von Friedensverhandlungen auch vereinbarte überwachte, echte Referenden über deren zukünftige Zugehörigkeit ähnlich wie vor 70 Jahren beim Saarland möglich.
Was aber Mariopol, Kherson und die vielen von Russland überrollten und aktuell besetzten Kleinstädte angeht, sehe ich nur minimalen Verhandlungsspielraum für die Ukraine im derzeitigen Stadium des Krieges, solange Putin seine Truppen nicht zurückgezogen hat bzw. bereit ist dies zu tun.
Das muss man sich einfach sehr kleinteilig und konkret bewusst machen, bevor man an die Adresse der Ukrainer nebulöse Forderungen stellt bzw. Wünsche nach Verhandlungslösungen heranträgt.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
...könnte man die Interessen Chinas nutzen. Wenn es gelänge, China in die Verhandlungen um einen Frieden einzubeziehen, wäre das ein sehr starker Verbündeter. Die Frage lautet auch hier, was können wir Europäer China anbieten, um dessen Einfluss zugunsten von Friedensverhandlungen zu verstärken? Mit anderen Worten: Wir reden vielleicht besser mit China als mit Putin.
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Hier gebe ich dir in vollem Umfang Recht (und habe ja auch schon v.a. zu Beginn des Krieges und auch jedes mal, wenn Russland versucht die Atomkarte zu spielen, mehrere Male auf die wichtige Rolle Chinas hingewiesen) , aber gehe gleichzeitig davon aus, dass dieser Hebel (genauso wie der Hebel hinsichtlich der Rolle Indiens), nämlich China als Mittler zu nehmen, dem Putin einfach zuhören muss, längst diplomatisch so gut wie es nur geht genutzt wird.
Gerade weil das Verhältnis Russlands zum Westen so zerrüttet ist wie seit den 60er Jahren nicht mehr und sich daran auch in absehbarer Zeit nichts wesentlich mehr ändern wird, kann es sich Putin uinter gar keinen Umständen leisten, China zu brüskieren oder sogar als zukünftigen Absatzmarkt für seine Rohstoffe zu verlieren.