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Zitat von repoman
Vielleicht geht es den Ukrainern nicht um das Nationale oder Völkische, mir wäre das auch relativ egal, sondern um so unbedeutende Dinge wie Meinungsfreiheit, Demonstrationsfreiheit, freie Wahlen, unabhängige Gerichte, Pressefreiheit usw.
Mir wäre das einigermaßen wichtig.
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Mir auch, und es ist sicher für viele wichtig. Aber unterschätze die Bedeutung des Nationalen nicht. Wer immer als Mehrheit im eigenen Land gelebt hat, ohne daß seine kulturelle/nationale Identität von einer fremden Macht in Frage gestellt wurde, kann es weniger nachvollziehen. Aber das Infragestellen der nationalen Zugehörigkeit, ein Eroberer, der die kulturelle und nationale Identität bezweifelt bzw. in die eigene Kultur eingliedern will, ist für Nationen mit entsprechenden Erfahrungen eine große Bedrohung.
Für Putin sind alle Ukrainer eigentlich Russen, für Erdogan alle Kurden "Bergtürken", in Siebenbürgen wurde lange Zeit die ungarische Minderheit durch massiven Druck assimiliert, Italien wollte die Südtiroler einst "einschmelzen"; die Russen in der Ostukraine wollen sich von den Ukrainern unterscheiden - all das kann einen starken Kampfeswillen wecken, und ist für viele die sich mit der eigenen Kultur identifizieren mindestens so wichtig, wie die oben genannten Werte.
Ich glaube, in der Geschichte haben diese Identitätsfragen und Abwehr von Fremdherrschaft häufiger Menschen zur bewaffneten Verteidigung mobilisiert, als der Wunsch nach Meinungs-, Presse- oder Demonstrationsfreiheit. Darum glaube ich auch, daß bei den angeblich 60 % der Ukrainer, die zur bewaffneten Verteidigung bereit sind, die Mehrheit eher für ersteres kämpft.