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Zitat von noam
Für jemanden der aus einem Ballungsgebiet kommt sicher unproblematisch, im ländlichen Raum wohl eher.
Wir haben hier ja die Situation, dass die Kliniken Aurich Norden und Emden zu einer Zentralklinik mit genau dieser Begründung zusammengelegt werden sollen. Positiver Wirtschaftlicher Nebeneffekt ist natürlich, dass man unglaublich viel Personalkosten sparen kann.
Oder das Thema Entbindungen und Hebammen. Also Hebammen gibts eh schon viel zu wenig. Und eine Klinik nach der anderen schließt die Kreißsäle, was dazu führt dass weite Wege entstehen und die vorhandenen Kreißsäle natürlich am Limit laufen. Und wenn du halt mit noch wenig geöffnetem Muttermund ankommst, wirst de halt trotz schmerzhafter Wehen erstmal auf dem Flur geparkt. Fühlt sich bestimmt toll an für die werdenden Eltern.
Sozial wäre es anstatt die Klinikbetreiber in ihrem Profitstreben zu unterstützen die Kliniken so aufzustellen, dass sie ihr Personal nicht ausbeutet und für ihre Patienten mehr als nur Fließbandarbeit anbietet.
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Ganz so einfach ist die Situation nicht. Ich habe in den letzten Jahren mehrere Verkäufe von defizitären Krankenhäusern begleitet, die in kommunaler Trägerschaft waren. Über die dort abgerechneten Fallpauschalen lassen sich Soll-Kosten für die einzelnen Betriebsteile ermitteln. Wenn man die Soll-Kosten mit den Ist-Kosten vergleicht, dann war im Prinzip immer alles ok, nur die Kosten für das ärztliche Personal waren zu hoch.
Vor wenigen Jahren durfte ich die Umstrukturierung eines defizitären, privaten Krankenhauses begleiten. Hierbei handelte es sich auch um ein sehr ländlich gelegenes KH, bei dem sich jedoch Politik und verschiedene Krankenkassen einig waren, dass der Standort unbedingt erhalten werden muss. In diesem Zusammenhang durfte ich dann auch lernen, warum die ärztlichen Kosten so hoch waren. Es war den Beteiligten nicht möglich, eine Chefarzt-Position neu zu besetzen (alter Chefarzt ging in Rente). Es wurde deutschlandweit ausgeschrieben, über Headhunter gesucht und ein unverschämt hohes Gehalt geboten. Es hat sich keine qualifizierte Person gefunden, die bereit war, so weit draußen zu arbeiten. In der Konsequenz musste diese Abteilung geschlossen werden.
Genau so wie es in ländlichen Gebieten einen Mangel an niedergelassenen Ärzten gibt, gibt es auch einen Mangel an Krankenhausärzten. Und wenn man nicht genügend Ärzte findet, die bereit sind an einem ländlichen Standort zu arbeiten, dann kann man diesen Standort nicht mehr halten.