Zitat:
Zitat von dr_big
Bezügl. Japan kann ich nur ganz andere Eindrücke schildern. Ich habe beruflich viel mit den Kollegen dort zu tun und habe gut mitbekommen, wie das gelaufen ist.
Das Gesundheitswesen ist dabei viel schlechter organisiert als gemeinhin angenommen, das hat wenig geholfen. Bei der Impfkampagne hat die Regierung komplett versagt. Impfstoff wurde zu spät beschafft und dann gab es noch fürchterliches Chaos bei der Verteilung.
Einigermaßen gut durchgekommen sind die Japaner, weil die alten Menschen (freiwillig) kaum noch die Wohnung verlassen haben. Selbst meine ca. 60jährigen Kollegen haben praktisch 100% im Homeoffice gearbeitet und öffentliche Verkehrsmittel gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Infiziert haben sich überwiegend junge Leute, die natürlich weniger schwer erkranken. Als endlich Impfstoff da war wurde er natürlich gut angenommen, da die Japaner das Impfen auch als Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber sehen. Dazu kommt noch, dass man in Japan schon immer Masken getragen hat, wenn man auch nur einen leichten Schnupfen hatte.
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Mir ging es bei der Nachfrage speziell an HaFu eigentlich eher um die Frage, ob die Theorie des japanischen Forschers in Hinblick auf das Defensivenzym und die Selbstmord-Mutation der Delta-Variante wirklich plausibel ist (es gab ja auch 2014 (?) eine Sars-CoV-Situation in Asien, die damals quasi wie von selbst verschwunden ist -> selbes Phänomen?).
Ansonsten hat dr_big eigentlich recht: die Japaner sind nur deshalb "gut" durch die Pandemie gekommen, weil die halt ziemlich schnell die Grenzen komplett dich gemacht haben und Nicht-Japaner quasi nicht reinkommen (von Olympia mal abgesehen). Anfangs konnten nicht einmal Angehörige japanischer Staatsbürger (wie z.B. Ehepartner oder Kinder ohne japanische Staatsbürgerschaft) einreisen, da gibts ja mittlerweile doch Ausnahmen. Aber selbst die müssen ja in Quarantäne, egal welcher Impfstatus. Klingt von aussen betrachtet ziemlich hart und restriktiv, scheint aber soweit zu funktionieren, dass das Virus nur innerhalb des Landes zirkuliert.
Übrigens zum Thema Impfen: die Japaner sind aufgrund ihrer Geschichte extrem impfskeptisch. Dass die nun eine so hohe Impfquote erreicht haben (und das bei nur einer einzigen wirklich harten Welle), finde ich erstaunlich. Viele sagen ja, dass die Japaner die Impfkampagne verschlafen habe. Stimmt, da gebe ich recht, aber in gewisser Weise könnte das auch jetzt ein Vorteil sein, weil nun im Herbst / Winter der Impfschutz noch recht gut ist, da die zweite Impfung bei vielen noch nicht so lange her ist (während bei uns die ganzen Risikogruppen de facto schon wieder schutzlos sind). Und die Japaner wollen ja auch direkt mit Boostern anfangen.