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Thema: Corona Virus
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 09.11.2021, 08:50   #26356
sabine-g
Szenekenner
 
Benutzerbild von sabine-g
 
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 12.842
Kurz und treffend zusammengefasst bei Heise:

Die Menschen, die derzeit mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen, sind in den allermeisten Fällen ungeimpft. In den letzten drei Wochen waren laut RKI 88 Prozent der erwachsenen Covid-Patienten unter 60 Jahren auf den Intensivstationen nicht geimpft. Auf das gesamte Jahr 2021 bezogen sind es sogar stolze 96,5 Prozent. Dass die persönliche Ablehnung einer Impfung das Klinikpersonal an und über seine Belastungsgrenzen treibt, ist hinlänglich bekannt. Interessant wäre, wie viele dieser Impfverweigerer zu Beginn der Pandemie Solidarität mit dem medizinischen Personal bekundet haben und abends fleißig am Fenster applaudiert haben – Sie erinnern sich? Aber dazu gibt es wohl keine Statistiken.

Sehr wohl gibt es aber Untersuchungen dazu, was für Folgen die vergangenen Covid-Wellen – beziehungsweise die daraus resultierende Überlastung des Gesundheitssystems – für kranke Menschen hatten, die nicht an SARS-Cov-2 erkrankt sind. Weltweit konnte jeder siebte Krebspatienten nicht operiert werden, obwohl die Operation potenziell sein oder ihr Leben gerettet hätte. Während der Zeiten des vollständigen Lockdowns mussten Krebskranke im Durchschnitt über fünf Monate auf ihre Operation warten, legt eine aktuelle Studie des Fachmagazins The Lancet dar.

Die Notaufnahmen in den Krankenhäusern sind zwar normal weiter betrieben worden, aber es gab in deutschen Krankenhäusern weder reguläre Sprechstunden noch ein durchgeplantes OP-Programm. Die klinische Infrastruktur war so damit beschäftigt, Covid-Patienten am Leben halten, dass es grade so gelang, Notfälle zu versorgen und die Krebspatienten weiter zu betreuen. Daten des wissenschaftlichen Dienstes der AOK zeigen, dass die Lockdown-Zeiten einen regelrechten Rattenschwanz hinter sich herziehen. Beispiel Darmkrebs: Durch die Lockdown-Phasen wurden im Jahresdurchschnitt etwa 13 Prozent weniger Fälle von Darmkrebs diagnostiziert. Diese Diagnosen werden vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt gestellt werden – mit dann fortgeschrittenem Darmkrebs und einer deutlich schlechteren Prognose. Bereits jetzt operieren Ärztinnen und Ärzte weniger Betroffene mit Darmkrebs in frühen Stadien. Ähnliches gilt für Brustkrebs.

Eine andere Situation

In den ersten drei Wellen war das der Preis für das Überleben vieler Menschen in der Pandemie. Das war richtig und konsequent, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Jetzt ist die Situation anders. Jetzt haben wir einen Impfstoff. Dennoch rollt die vierte Welle. Das resultiert aus dem Unwillen eines Drittels der Bevölkerung sich impfen zu lassen und aus der Gewöhnung an die Gefahr.


Die Delta-Variante ist so schnell und potent, dass Experten sicher sind, dass sich innerhalb der nächsten Monate jeder, der nicht geimpft ist, mit dem Virus infizieren wird. Und ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser Menschen wird in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen landen.

In den Krankenhäusern löst das zwei Effekte aus: Einerseits wird keine größere Krebs-OP geplant, wenn für den operierten Menschen kein Intensivbett für den Notfall (oder sogar bei schweren Fällen für die geplante Nachversorgung) zu Verfügung steht. Liegen in diesen Betten ungeimpfte Covid-Patienten, kann also ein Krebspatient nicht operiert werden, weil ein anderer die Impfung verweigert hat.

Kein OP-Personal: Keine OPs

Andererseits ist die Betreuungsintensität von Covid-Patienten auf den Intensivstationen deutlich größer als bei anderen Fällen. Während sich eine Intensivpflegekraft um drei Herzinfarkt-Patienten kümmern kann, ist der Betreuungsschlüssel bei Covid-Patienten fast 1:1. Wird die Situation auf den Intensivstationen kritisch, müssen Pflegekräfte aus den Operationssälen und den Stationen abberufen werden, um auf den Intensivstationen auszuhelfen. Kein OP-Personal: keine OPs.

Hinzu kommt, dass Ungeimpfte ungleich infektiöser sind als Geimpfte. Das Pflegepersonal ist zu einem frühen Zeitpunkt der Pandemie geimpft worden. Das war gut so. Jetzt wird es zur Falle, denn der Impfschutz der früh geimpften Menschen lässt nach. Sie treffen nun an ihrem Arbeitsplatz gezwungenermaßen auf Delta-Infizierte, die hochansteckend sind. Und jede Intensivpflegekraft, die krank wird, bedeutet – leicht, aber wirklich nur leicht, überspitzt – wieder ein Intensivbett weniger.

Die Essenz: Wer sich nicht impfen lässt, spielt nicht nur mit seinem eigenen Leben (das kann jeder halten wie der möchte, das hat selbst der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 2011 anerkannt), sondern mittelbar mit dem anderer Menschen.
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