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Zitat von svenio
Du siehst die Ursache für die hohe Zahl der rechtsextremistischen Verdachtsfälle bei der Bundeswehr in dem Umstand, dass die Bundeswehr wegen geringen Ansehens in der Gesellschaft vorwiegend für Leute interessant ist, die schon eine solche Geisteshaltung mitbringen.
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Nein, nicht "die Ursache", höchstens einen möglichen Beitrag dazu. D.h., wenn ein Beruf als Soldat mäßige Wertschätzung in der Gesellschaft hat, werden sich vermutlich eher wenige finden, die sich dem Ideal der Verteidigung von Land und Demokratie im Notfall mit der Waffe verschreiben, die den "Dienst für das Land" im Vordergrund sehen. Dann wächst der Anteil derer, die den Beruf vor allem wegen der Freude an Waffen und Militärischem, an Gehorsam und Disziplin und wenig Eigenverantwortung bevorzugen; davon dürfte es mehr bei Anhängern autoritärer Vorstellungen geben, die sich häufiger im rechten Spektrum verorten.
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Zitat von svenio
Das geringe gesellschaftlich Ansehen der Bundeswehr führst Du auf die Friedenbewegung zurück.
Verstehe ich Dich richtig?
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Nein, das ist viel zu vereinfacht. Wiederum ist hier ein möglicher Baustein der Entwicklung. Ich bin sicher, aus den Familien und Umfeld derer, die in den 80-ern die unsägliche "Soldaten sind Mörder" Diskussion lostraten, wird sich kaum jemand bei der Bundeswehr bewerben. Dafür hat die Kampagne damals viel zur Diskreditierung des Berufs "Soldat" beigetragen. Und der Umgang mit den Afghanistan-Soldaten hat gut gezeigt, wie wenig Wertschätzung diesem Beruf hierzulande zuteil wird.
Ein weiterer Aspekt (allerdings rein aus meiner persönlichen Wehrdienst-Erfahrung genährt) ist die Beobachtung, daß (zumindest in meiner Kaserne) praktisch alle Berufssoldaten damals ('89) in zwei Kategorien zu finden waren: die bessere war die, die sich für die finanziellen Vorteile verpflichtet hat (Studium, Berufsausbildung, gesicherte Zustände) - diese haben allerdings den Dienst als lästige Pflicht erledigt, und hatten meist wenig Beziehung zu dem, was sie taten, minimale Motivation. Die schlimmeren waren überwiegend Menschen, die im Zivilleben kein Fuß fassen konnten oder dort gescheitert sind, und bei der Bundeswehr ein gesichertes, von Eigenverantwortung befreites Leben vorfanden. Dies prägten den Alltag, u.a. mit einem Überlegenheitsgefühl allen "nicht-Soldaten" gegenüber, mit autoritärem Auftreten das eigentlich nur die eigene Unsicherheit kompensierte. Daß ein solches Umfeld entsprechend orientierte rechtsextreme Menschen (denen Autorität, klare Ansagen, Überlegenheitsgefühle, etc. wichtig erscheinen) anspricht und anzieht, halte ich für nicht unwahrscheinlich. Ob sich das bis heute auswirken kann, müssen langjährige Soldaten beurteilen.