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Zitat von qbz
Damit schaffst Du eine eigene Begriffsdefinition für "Fakt" bzw. "Tatsache", die weder dem alltäglichen Sprachgebrauch noch der Verwendung in der Geschichte der Wissenschaftstheorie entspricht.
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Das mögen andere anders definieren. Meine habe ich aus einem Buch, das ich noch als Jugendlicher über die Entwicklung der Physik, bzw. der Wissenschaften allgemein gelesen habe. Ich finde die Sicht, daß unsere Naturgesetze und "Wahrheiten" überwiegend Erklärungsmodelle für die Beobachtungen sind, sehr plausibel - und diese Sicht hält m.M.n. den Geist offen für neue Erkenntnisse und schützt vor Dogmatismus. Auch ein Großteil der Ingenieurwissenschaften wird durch empirische Zusammenhänge ausgemacht; solange diese ausreichend gut zur Vorhersage von Ereignissen (z.B. Strukturschäden) passen, halten wir sie für "faktisch richtig" - es sind aber sehr häufig einfach Erfahrungswerte, die immer Gefahr Laufen, durch ein bisher nicht erkanntes Phänomen falsifiziert zu werden. Dieses Risikos immer bewußt zu sein finde ich gerade in meiner Arbeit sehr wichtig.
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Zitat von qbz
Die Aussage "Die Sonne dreht sich um die Erde" entspricht nicht den Tatsachen, nicht der Wahrheit, mag als simples Beispiel die Verwendung des Begriffs im alltäglichen Sprachgebrauch zeigen.
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Diese Aussage war Jahrtausendelang ein ausreichend gutes Modell um die damals machbaren Beobachtungen zu erklären. Durch neue Beobachtungen (astronomisch, Erdumrundung, ...) konnte es in Frage gestellt und als falsch nachgewiesen werden.
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Zitat von qbz
Die Aussage "Die Freisetzung von Treibhausgasen führt zu einem anthropogenen Treibhauseffekt als Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes" gilt heute als eine Tatsache. Vor 200 Jahren wäre es noch eine Behauptung gewesen, nach der Entdeckung des Treibhauseffektes und der -gase eine vorläufige Tatsache und spätestens mit den Satellitenmessungen der Wärmeabstrahlung der Erde eine Tatsache.
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Es ist ein aktuelles Erklärungsmodell, das durch viele Messungen gestützt wird, aber nicht durch alle; das Modell ist nicht völlig frei von Widersprüchen, auch wenn es auf vieles zu passen scheint. Die noch offenen Widersprüche kann man als unwesentlich abtun, oder als Anlaß nehmen, nach Verbesserungen zu suchen, (wie seinerzeit die Physiker am Bohrschen Atommodell), bzw. vor allem, um eine sicherere Aussage zur Quantifizierung im Vergleich zu anderen Faktoren zu bekommen (das ist doch der eigentliche Streitpunkt, nicht das "ob", sondern wieviel es ausmacht). Wer dafür nicht offen ist, denkt nicht wissenschaftlich, sondern will nur noch Recht behalten.