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Zitat von Rälph
Was hast du denn immer mit deinen drastischen und merklichen Einschränkungen der Mobilität? Ich sehe diese Einschränkung bei einer Reduzierung auf 80km/h bei weitem nicht. Du fährst genau wie vorher deiner Wege, nur teilweise eben einen Tick langsamer und somit sicherer. Vermutlich lässt sich damit der ein oder andere Unfall auf der Landstraße vermeiden oder abmildern. Das ist es doch wert. Warum sollten wir uns zufrieden geben mit 3000 Toten und 300.000 Verletzen und den positiven Trend den du beschreibst nicht zusätzlich antreiben? Sollte unser (theoretisches) Ziel nicht sein, dass es überhaupt keine Verkehrstoten gibt? Was hält uns davon ab? Ich bin auch für ein ganz striktes Alkoholverbot am Steuer. 0,0 und fertig.
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Kann man so sehen, ich allerdings nicht, und zwar aus folgendem Grund: Hauptfunktion des Verkehrs ist von A nach B zu kommen. Wichtigstes Funktionsmerkmal ist immer die Effizienz, die sich nun mal darin zeigt, daß man möglichst wenig Zeit unterwegs verbringt, bzw. die eingesetzte Energie optimal nutzt. Das hat die Verkehrsentwicklung seit der Erfindung des Rades getrieben. Sicherheit ist eine Nebenfunktion, die optimiert wird, die aber der Hauptfunktion untergeordnet ist, und daher Kompromisse eingehen muß. wir akzeptieren die 3000 Verkehrstoten nicht, und tun etwas zur Senkung, aber wir akzeptieren das Risiko, daß es immer Verkehrstote geben wird. Darum ist das theoretische Ziel von null Verkehrstoten illusorisch und nur bei null Verkehr erreichbar. Ein pauschales Tempolimit wäre eine unverhältnismäßige und drastische Einschränkung, weil damit auf allen Strecken, wo man bisher gut vorankam, deutlich langsamer wird, ohne daß dabei gezielt die Stellen angegangen werden, wo die meisten Unfälle passieren (das tun sie meist nämlich an verkehrsmäßig gefährlichen Stellen, wo meist jetzt schon Beschränkungen existieren, die aber oft nicht beachtet werden). Durchsetzen der wichtigen Tempobeschränkungen ist nützlich, pauschale Beschränkung wird kaum meßbaren Effekt haben (wie viele anderen medienwirksamen Maßnahmen der letzten Zeit auch...).
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Zitat von Rälph
Trotzdem ist zu vermuten, dass jemand, beispielsweise vor einer gefährlichen Kurve, eher und einfacher von 80 auf 60km/h drosselt, als von 100 auf 60. Ich bin mir sicher, dass sich ein etwas langsameres Tempo forttragen und mit der Zeit verinnerlichen würde.
Außerdem sind viele Stellen erst als gefährlich erkannt und beschildert, nachdem dort etwas passiert ist.
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Nach vielen Jahrzehnten Autoverkehr dürfte es kaum noch Stellen geben, die gefährlich sind, und nicht entsprechend beschildert. Tatsächlich machen extreme Geschwindigkeitsdifferenzen wenig Sinn - an vielen Stellen wird deshalb schon gestaffelt beschildert (100 - 80 - 60). Das entschärft das Problem auch, ohne den Verkehr generell zu verlangsamen.
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Zitat von Rälph
Wenn man komplett auf Eigenverantwortung abzielt wie es hier manche tun, dann müsste man konsequenterweise für die Aufhebung aller Tempovorgaben sein.
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Das ist das Grundlegende Mißverständnis des Begriffs Eigenverantwortung. Diese Interpretation setzt es mit Anarchie gleich, mir Rücksichtslosigkeit. Spricht für ein sehr negatives Menschenbild, das natürlich unweigerlich nach autoritärer Überwachung und Beschränkung verlangt, weil es dem Menschen nicht vertraut. Eigenverantwortung ist nicht die Verantwortung auf sich zu beschränken, sondern die Fähigkeit zu entwickeln, so verantwortlich zu handeln, daß keiner zu Schaden kommt, die Fähigkeit, situativ zu beurteilen, wie das zu erreichen ist, innerhalb der vorhandenen Regeln, aber auch bei fehlen von besonderen Regeln.