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Alt 25.08.2021, 14:41   #28
uliraffel
Ist alles so schön bunt hier!
 
Registriert seit: 05.08.2020
Beiträge: 39
Berlin-Man 22.08.2021

Beim Berlin-Man stand der Saisonhöhepunkt meiner diesjährigen Triathlon-Saison an. Es handelt sich dabei um einen meiner Lieblingswettkämpfe, so dass ich nun schon zum mittlerweile 5. Mal dort zur Mitteldistanz (2,2/90/20) angetreten bin. Der Berlin-Man findet normalerweise im 2-Jahres-Rhythmus in den geraden Jahren statt, musste aber von 2020 auf 2021 verschoben werden. Meine bisherige Bestzeit resultierte aus dem Jahr 2012 mit 6:07:46 und obwohl ich da natürlich noch 9 Jahre jünger war, erschien es mir durchaus realistisch, in die Nähe dieser Zeit zu kommen.

Beim Schwimmen gibt es einen rechteckigen, 2,2 km langen Kurs im Wannsee mit Wasserstart. Trotz nur 19,8 Grad Wassertemperatur war mir ohne Neo von Anfang an nicht zu kalt. Die Anzahl der Startwellen wurde dieses Mal von 3 auf 8 erhöht. Meine Startwelle bestand nur aus der M45 und startete um 8:13 Uhr. Leider war der Start anders als sonst nicht am Ende des Bademeisterstegs des Strandbads Wannsee, sondern viel weiter im Wasser, so dass ich wie einige andere die letzten 3 Minuten vor dem Start damit verbracht haben, rechtzeitig zum Start zu kommen, was mir am Ende nicht ganz gelungen ist. Viel Zeit hat das nicht gekostet, aber mir fehlte der Start im Pulk und die Hoffnung, gleich eine gute Gruppe zu erwischen. Durch aufschließende Schwimmer aus den nachfolgenden Gruppen hatte ich aber immer wieder mal etwas Wasserschatten. Scheinbar war eine Boje irgendwie verschwunden, denn anstatt zwei Bojen an der ersten kurzen Seite des Rechtecks war nur eine zu sehen, um die das Feld einen U-Turn machte. Die Strecke wurde dadurch etwas kürzer und der Sprecher hat später die Streckenlänge nur noch mit 2,1 km angegeben. Beim Blick auf die Uhr des Strandbades konnte ich feststellen, dass ich gleich ein paar Minuten schneller war als bisher beim Berlin-Man. Ein besonderes Highlight nach dem Schwimmen ist es, knapp 100 Stufen im Strandbad Wannsee hochzulaufen, ehe man an der Zeitmessung für die Schwimmzeit und der Wechselzone ankommt. Mit 47:50 war meine Schwimmzeit rund 3 Minuten schneller als meine bisher beste Zeit, wovon ich aber den größten Teil der Verbesserung auf die etwas kürzere Strecke schieben würde.

Die Radstrecke ist eine für Berliner Verhältnisse sehr anspruchsvolle. Es sind 90 km auf einer 4x zu durchfahrenden Runde zu absolvieren, die unter anderem über die Havelchaussee, die Jafféstraße und den Kronprinzessinnenweg geht. Ziemlich am Anfang der Runde gibt es einen rund 1km langen vergleichsweise steilen Anstieg zum Grunewaldturm hoch, der im Volksmund „Willi“ genannt wird. Ich konnte mir gefühlt die Kräfte gut einteilen und bin in allen vier Runden in einem Tempo von rund 15 km/h relativ konstant hochgefahren, ohne in den roten Bereich zu müssen. Neben ein paar weiteren kleineren Anstiegen ist noch ein kurzes Stück Kopfsteinpflaster bergab zu erwähnen, das einen jede Runde einmal ordentlich durchschüttelt. Mein Ziel war ein Schnitt von 28,0 km/h, zumindest aber von 27,5 km/h. Als sich abzeichnete, dass ich schneller war als erwartet, habe ich das lange flache Stück auf dem Kronprinzessinnenweg, auf dem es dieses Mal auch noch leichten Rückenweg gab genutzt, um ein wenig meine Kräfte zu schonen. So war es auch in der 2. Runde, nachdem mich eine Teilnehmerin überholt hatte. Ich hatte danach relativ schnell das Gefühl, dass ich schneller fahren könnte als sie, blieb aber hinter ihr. Der Veranstalter hat auf dem Kronprinzessinnenweg an mehreren Stellen Abstandsmarkierungen aufgemalt, die den Teilnehmern eine Orientierung zur Einhaltung der Windschattenbox geben sollen. Ich merkte an den Markierungen, dass ich noch mindestens 3 Meter weiter weg bin als der zulässige Abstand. Ein paar Minuten später waren erneut Markierungen auf dem Boden. Dieses Mal erkannte ich, dass ich nun etwa einen Meter zu dicht dran war und hörte auf zu treten, um den Abstand wieder größer werden zu lassen. Gleichzeitig ertönte ein Pfiff aus einer Trillerpfeife und meine Startnummer wurde angesagt. Mir war nicht klar, ob das eine Verwarnung oder gleich eine Zeitstrafe darstellte, beschloss aber, die Fahrerin vor mir erst mal komplett ziehen zu lassen. Nach 3 Runden hatte ich einen Schnitt von 28,6 km/h auf dem Tacho. Das Wetter war mit rund 20 Grad und Trockenheit und nicht allzu viel Wind ideal für eine Mitteldistanz. Der Wetterbericht hatte aber Regen ab etwa 12 Uhr angekündigt und ich war heilfroh, dass es während des Radfahrens trocken blieb. Den Willi steil runter und mit möglichst viel Schwung in die scharfe Rechtskurve aufgrund der sich anschließenden Steigung hätte auf nasser Fahrbahn böse ausgehen können. In der letzten Runde habe ich dann noch mal versucht, Kräfte fürs Laufen zu sparen, war aber Ende doch überrascht, dass die Runde mit rund 47 Minuten doch gleich 2 Minuten langsamer war als die drei Runden davor. Am Ende stand ein Radschnitt auf 28,2 km/h auf dem Tacho und mit 3:21:07 inklusive beider Wechsel war es mit einer knappen Minute Vorsprung auch meine bisher schnellste Radzeit beim Berlin-Man.

Beim Wechsel passierte mir ein kleines Missgeschick. Ich gönnte mir ein frisches Shirt für die Laufdistanz und habe beim Umziehen meine Startnummer in der Wechselzone liegen lassen. Eine knappe Minute ging dafür drauf, zurückzulaufen und mir diese zu holen. Ich überschlug, dass ich mit rund 4 Minuten Vorsprung gegenüber 2012 auf die Laufstrecke ging. Oder eben auch nicht, wenn ich wirklich eine Zeitstrafe kassiert haben sollte und nicht nur eine Verwarnung. Zumindest hatte ich aus der Wettkampfbesprechung im Kopf, dass es keine Penaltybox gibt, sondern Zeitstrafen einfach addiert werden. Es gab also keinen Grund, mich weiter damit zu beschäftigen.

Im Jahr 2012 hatte ich für meine Verhältnisse mit 1:55:00 für die 20 km ein echtes Feuerwerk auf der Laufstrecke gezündet. Mir war klar, dass ein solches Tempo dieses Mal nicht drin war. Es war eine 5-km-Runde im Grunewald 4x zu durchlaufen. Anders als die Radstrecke ist diese aber so gut wie topfeben. Dazu kommt am Anfang der 1. Runde und am Ende der 4. Runde noch ein kleines Verbindungsstück zwischen dem Parkplatz des Strandbad Wannsee mit Wechselzone und Zielbereich und dem Grunewald auf der anderen Seite des Wannseebadwegs. Der Veranstalter hat die Runde gegenüber den Vorjahren etwas gekürzt, weil ein enges Pendelstück, auf dem sich Läufer entgegenkommen als nicht coronakonform eingeschätzt wurde. Die Gesamtlänge der Strecke reduzierte sich somit auf 19 km. Kurz nachdem ich mich auf die Laufstrecke begeben habe, setzte auch der angekündigte Regen ein. Erst nieselte es nur. Es wurde aber von Runde zu Runde stärker und in meiner 4. Runde war es ein heftiger Regenguss. Negative Auswirkungen auf die Laufzeit sehe ich nicht, so dass ich was gute Zeiten angeht trotzdem noch von idealem Triathlonwetter sprechen würde. Es war aber schon sehr unangenehm, hat aber vielleicht davon abgelenkt, wie k.o. ich am Ende einer Mitteldistanz zwangsläufig schon bin. Nach einer Runde konnte ich überschlagen, dass ich auf Kurs bin, die Zeit von 2012 zu unterbieten, auch wenn ich etwas langsamer werden sollte. Ich durfte aber nicht einbrechen. Meine Runden wurden auch kontinuierlich etwas langsamer von 27:15 für die erste Runde bis 29:17 für die vierte Runde. Ich bin mit meiner Krafteinteilung aber vollkommen zufrieden. Ab km 10 bin ich an den Verpflegungsständen gegangen, aber ansonsten ohne Gehpause durchgekommen. Nach meiner Berechnung hätte ich mir aber auch keine Gehpause mehr leisten können. Ich bin dann mit 1:57:57 für die abschließenden 19 km ins Ziel gekommen. Statt einer Medaille bekommt man als erstes im Ziel eine frische Einwegmaske überreicht. Wir leben in verrückten Zeiten.

Meine Gesamtzeit war rund eine Minute schneller als 2012. Der Blick in die Ergebnisliste war aber ernüchternd. Da bin ich mit 6:11:54 geführt, wobei 5 Minuten Zeitstrafe mit eingerechnet waren. Ärgerlich finde ich, dass die Abstandsmarkierungen, die den Athleten eigentlich helfen sollen, vom Kampfrichter gegen die Athleten verwendet werden, denn mit bloßem Auge wäre das kaum erkennbar gewesen, dass ich zu dicht dran war. Aber solche Entscheidungen gehören zum Sport, ebenso wie das anschließende Lamentieren darüber, wie insbesondere auch aus den Interviews nach Fußballspielen bekannt. Wäre Otto Rehhagel mein Trainer, hätte er mich vermutlich als den fairsten Triathleten seit dem 2. Weltkrieg bezeichnet. Aufgrund der kürzeren Strecken beim schwimmen und laufen hätte ich mich aber ohnehin schwer getan damit, dass ich mich gegenüber 2012 wirklich verbessert habe. Die Zeitstrafe rückt damit die Zeiten in gewisser Weise wieder ins richtige Verhältnis. Es bleibt das Gefühl, dass ich in allen drei Disziplinen eine richtig gute Leistung gebracht habe und sehr dicht dran bin an meinem 9 Jahre jüngeren Ich.
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