Da man sich aktuell in Windeseile vom Virologen, Wetter- und Klimaexperten zum Afghanistan-Experten umschulen bzw. weiterbilden muss, wenn man kompetent am öffentlichen Diskurs teilnehmen will, braucht es kurzgefasste Informationsquellen zu den Hintergründen der aktuellen Problematik.
Das Thema Afghanistan hatte ja mindestens 10 Jahre lang keinerlei Priorität in der Öffentlichkeit, so dass auch die Ziele des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr und auch der US-Truppen sowie auch die Ziele der erheblichen Geldsummen die Jahr für Jahr dorthin geflossen sind, nie ernsthaft evaluiert worden sind.
Heute morgen habe ich einen sehr guten Podcast mit einem langjährigen Afghanistan-Kenner Emran Feroz (=Österreicher mit afghanischen Wurzeln, der mehrere Bücher über den Afghanistan-Krieg geschrieben hat) angehört, den ich sehr empfehlen kann
"Apokalypse und Filterkaffee: Sonderausgabe Afghanistan- Die Kapitulation"
Man bekommt durch diese Hintergrundinformationen (in nur 20 Minuten) einen etwas anderen, differenzierteren Blick auf die Taliban und auch einen anderen Blick auf die alte (hochgradig korrupte) Regierung, die vom Westen viel zu lange protegiert und finanziert wurde, einfach nur weil sie die Gegner der Taliban waren. Und man versteht auch etwas besser, warum die vom Westen ausgebildeten Soldaten keine Motivation hatten für diese Regierung in Kabul bzw. diverse Warlords und Provinzkommandeure in den verschienen Regionen von Afghanistan sich gegen die Taliban ernsthaft zur Wehr zu setzen.
Durch den Abzug der westlichen Truppen muss nicht alles in Afghanistan schlechter werden als zuvor. Möglicherweise wird sich vieles sogar bessern.