Der Schrecken des Homo Faber
Soll ich nach den entsetzlichen Bildern der vergangenen Tage überhaupt schreiben?
Ich bin mir unsicher, so viel Leid und zerstörte Existenzen. Verstärkt durch die MS und den vorausschauenden Blick eines Schachsportlers bin ich eh anfällig für Sorgen und Dämonen. Nicht wegen der MS selbst, die rangiert weiterhin, berechtigt oder nicht, ganz weit unten auf meiner Sorgenskala. Mich plagen eher echte Gefahren des Lebens, in ihren "Worst Case" Auswirkungen ähnlich einer Hochwasserkatastrophe. Kein vorübergehender Ärger wie ein DNF, eine Niederlage im Sport, ein ausgefallener Urlaub, finanzielle Einbußen oder "normale" Hochwasserszenarien, wie wir auch vor Ort schon immer wieder einmal erlebten. Ein überschwemmtes Neckarvorland, ein bis zur Decke unter Wasser stehendes Clubheim, durchs Auto fließender Sprudel oder volle Keller bei Bekannten.
Bei dem allen kann man sich mal so richtig grämen, doch danach gilt der Spruch eines legendären Eintracht-Trainers: Lebbe geht weiter

.
Tragischerweise allerdings nicht immer, wie man am Beispiel des "Homo Faber" zum Ende hin mutmassen könnte. Auch wenn ich nicht mehr viel von dem Buch weiß, mein Abi ist lange vorbei, so sehr zeichnete mich der Schluss für das Leben. Nicht positiv wie die oft erwähnten Mutmacherparolen von Judith oder Carolin

, nein, eher gebrandmarkt durch die Hilfslosigkeit des Einzelnen.
Statistisch hätte seine OP in den meisten Fällen erfolgreich verlaufen sollen. Nur das nützt dem Ausnahmefall eben nichts.
Ebenso unwahrscheinlich sind viele Unglücke. Und doch passieren sie. Oft ohne Chance für die Betroffenen. Es fällt schwer dieses, dem Schicksal, Ausgeliefertsein klaglos zu ertragen. Mir hilft am besten Aktivsein, deshalb schreibe ich doch weiter, träume von Roth, genieße die Augenblicke mit Sport, Spaß und Familie

. Man kann nie wissen, wie lange man dies noch darf.
Rein sportlich lief die Woche sehr gut. Viel Laufen im 6er Schnitt, 2-mal je fast 4 km Schwimmen(ein Gewitter verkürzte um 130m). Gestern 100 km mit dem Cube auf Radwegen im 21,5 Schnitt.
Dabei glaurungschte ich meine poten
ziellen Zeiten für Roth. Ich musste mir eingestehen, dass ich mit dem Canyon auf 180 km wohl 20min langsamer bin als früher mit dem Cervelo in Oberlenkerhaltung. Auf Aerohaltung gerechnet kämen weitere ca.30 min dazu.
Nur ist dies eine Sorge? Nein, es ist ein Geschenk. Sorgenfreier Sport. Schneller wäre Luxus.
Und doch lief es heute erstaunlich gut. 90 km Odenwald-Bestzeit-Battle fähige flache Superracer-Strecke auf der Strasse mit weitgehend dickem Gang und dem Canyon Roadlite in 3.09 Stunden netto, PB mit Fitnessrad und Laufschuhen. Danach noch 10 km Koppellauf in 59 min.
Für Roth mit deutlich mehr Höhenmetern so natürlich bei weitem nicht denk- oder umrechenbar, aber für den Augenblick bin ich zufrieden. Trend passt.
Allen einen schadenfreien Sonntag
