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Zitat von qbz
... Die Grünen fokussieren selbst ihren Wahlkampf auf Annalena Baerbock in Konkurrenz zu Laschet und Scholz, entsprechend reagieren die Konkurrenten mit persönlichen Attacken.
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Das sehe ich nicht so, die Grünen sind doch die einzige von allen Parteien, die in ihrem Wahlprogramm sehr konkrete Maßnahmen genannt haben, die sie im Falle einer Regierungsübernahme umzusetzen versuchen.
Der Ausgangspunkt der diffamierenden Spingerkampagne waren doch bekanntlich reine Sachthemen, in denen stets Strohmänner konstruiert wuden, mit denen versucht wurde das Wahlprogramm der Grünen mit maximal negativer Konnotation zu versehen.
Aus dem beabsichtigten
Tempolimit 130 (das in nahezu der gesamten Welt und in ganz Europa eine Selbstverständlichkeit ist, bzw. schneller als in der Mehrzahl der Länder wäre) konstruierte die Bild das Image einer reinen Verbotspartei.
Aus einer geplanten
Benzinpreiserhöhung von 16cent wurde der Vorwurf, dass unter den Grünen Mobilität unbezahlbar wäre (und es wurde unterschlagen, dass die Union fast dieselbe Benzinpreiserhöhung längst beschlossen hatte, die nur ein paar Monate später als im grünen Wahlprogramm in Kraft treten sollte.
Aus einer von den Grünen thematisierten
"fairen Besteuerung von Kerosin" vergleichbar der Besteuerung anderer Kraftstoffe entstand der Strohmann der verbotenen bzw. unbezahlbaren Flüge nach Mallorca.
Aus der bekundeten Absicht,
Inlandsflüge durch besser funktionierende Bahnverbindungen perspektivisch überflüssig zu machen wurde ein Verbot von Inlandsflügen konstruiert.
Erst danach begann die Springerberichterstattung mit den rein persönlichen Attacken auf Baerbock.
Von Michelle Obame stammt der Satz:
"When they go low, we go high". Ich liebe diesen Satz und wünsche mir, dass die Grünen der Versuchung widerstehen, den Gegner mit denselben Mitteln zu attackieren, wie dieser (namentlich v.a. die Union und ihre einschlägige Klientel) es aktuell mit ihnen dersucht.
Hillary Clinton hat 2016, als Michelle Obama den großartigen Spruch auf einer Wahlkampfveranstaltung prägte, zwar letztlich die Wahl knapp verloren, aber ich halte die Deutschen Wähler in ihrer Mehrheit für etwas schlauer als die US-Wähler und v.a. haben wir ein besseres Wahlrecht. Bei uns gewinnt nicht derjenige, der am besten polarisiert und ein paar Stimmen mehr als der nächstbeste Konkurrent ergattert wie bei der Präsidentschaftswahl, sondern derjenige, der nach der Wahl am besten koalitionsfähig ist und vernünftige Schnittmengen mit dem Wahlprogramm anderer Parteien findet. Eine schwarz-grüne genauso wie eine grün-schwarze Koalition nach der Bundestagswahl halte ich aufgrund des Verlaufs des bisherigen Wahlkampfs für ausgeschlossen
Selbst mit den augenblicklichen Stimmenverlusten der Grünen spricht aktuell alles für eine grün geführte Koalition nach der Bundestagswahl. Da würden auch die bestenfalls 28% oder 29%, die Laschet unter Umständen von den ihm treu ergebenen Rentnern erhalten wird, nicht helfen. Und das wissen auch die Strategen in der Union, ebenso wie im Springerverlag, was ihre geifernde Wut und Angst vor einer 40-jährigen Frau wesentlich miterklärt.