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Zitat von Hafu
Dafür opfert Sanders seine realistischen Hawaii-Chancen für den Oktober, denn drei harte Langdistanzrennen innerhalb so kurzer Zeit hat noch niemandem gut getan.
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Ich glaube, er opfert sie nicht, sondern er hat begriffen, dass sie (noch) nicht existieren. Deswegen ist es clever, die mediale Flaute im Vorfeld zu nutzen, um seinen Marktwert zu steigern, indem das Scheinwerferlicht nur auf Frodo und ihm ruht, während es auf Hawaii viel weiter streut. Für wen sonst würde sich
the GOAT zu einem Duell hergeben? Damit deutet Frodo an, wen er der Nachfolge für würdig hält – bzw. lässt es der guten Show wegen so aussehen. Und mit Lionels Hintergrundgeschichte lässt sich in kurzer Zeit eine
human-interest-Schmonzette aufsetzen, die sich gewaschen hat und nach der hierzulande mehr Leute Lionel Sanders kennen als Daniela Katzenberger.
Für Frodo wäre nach einem weiteren Hawaii-Sieg ein guter Zeitpunkt, seine Triathlon-Karriere zu beenden. Er hätte alles erreicht und würde, wie einst die von mir hochgeschätzte Chrissie Wellington, auf dem Zenit abtreten.
Tilbury-Davis ist keiner, der nicht über die Konsequenzen nachdenkt und sich leichtfertig auf Spielchen einlässt. Ich vermute, er und Lionel sind sich darüber im Klaren, dass Lionel gegen Frodo auf Hawaii keine Siegchance hat. Lionel verbessert sich konstant überall, aber es reicht immer noch nicht. Mit einem weiteren Jahr solider Vorbereitung wäre die Bahn frei für Lionel Sanders.
Die jungen Wilden, die eigentliche Gefahr für Sanders zukünftigen Hawaii-Erfolg, sind noch nicht so weit, dass sie auf der Langdistanz in breiter Front nachrücken können. Da fehlen noch zwei, drei Jahre Erfahrung. Aus meiner Sicht wäre also nächstes Jahr ideal für Sanders, um alles auf Hawaii zu setzen. Für dieses Jahr hat er ausreichend Erfolge in der Tasche, um zu belegen, dass er es kann, während das späte Duell gegen Frodo eine gute Begründung liefert, warum es in Hawaii vielleicht trotzdem nicht geklappt hat.
Ich sehe hier also keine
win-lose-, sondern eine
win-win-Situation für alle Beteiligten.
PS: Ich habe übrigens auf Sprint-Finish getippt. Ich glaube, Frodo wird sich für die direkte Konfrontation entscheiden, weil das fürs Publikum interessanter ist. Irgendein Solo-Streckenrekord lockt doch niemanden hinter dem Ofen vor, also zumindest mich nicht.

Deswegen vermute ich, dass er anfangs Gas rausnehmen wird und einen ausgelutschten, aber verzweifelt kämpfenden Lionel dann auf den letzten zwei bis fünf Kilometern der Laufstrecke stehen lässt. Falls Lionel von Anfang an so schlecht drauf sein sollte, dass er praktisch nicht konkurrenzfähig ist, kann Frodo das Spektakel immer noch dadurch retten, dass er ein Rennen gegen die Zeit macht.