Zitat:
Zitat von JENS-KLEVE
Meine Eltern wollten mich als Student auch in eine katholische Studentenverbindung stecken. Ich habe mir das ein Jahr angeguckt und bin nicht eingetreten. Diese Verbindungen sind harmlos und stellen eher einen Generationenvertrag dar. Die jungen Studenten wohnen spottbillig in Traumlage und profitieren von Connections. Alte ehemalige Studenten zahlen in eine Art Förderverein. Die katholischen Verbindungen besuchen sich jedesmal gegenseitig und das war es. Konservative Muttersöhnchen ohne Hobbies. Das war damals mein Eindruck. Politisch radikal war da niemand, und ich hab damals sehr genau hingeschaut.
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Der engste Schulfreund meiner Mutter ist auch Mitglied in einer (schlagenden) Verbindung und während meines Studium hat er (unterstützt von meinen Eltern) auch versucht mir seine Studentenverbindung nahe zu bringen. Ich habe an vier Gesellschaftsabenden im Abstand von einigen Monaten damals teilgenommen und es war (schon bevor ich da ernsthaft integriert war)
klar, dass es meine studentische und v.a. spätere berufliche Laufbahn enorm erleichtert hätte, wenn ich dort eingetreten wäre.
Die Verbindung war, soweit ich Einblick hatte, komplett unpolitisch, sie hatten ein Wohnheim mitten in Erlangen, in dem man als "Fuchs" (so hießen die jungen Mitglieder) für lächerlich wenig Geld (ich glaube es war eine selbst für damalige Verhältnisse eher symbolische Miete von 150,-DM/Monat) hätte wohnen dürfen.
Unter den alten Herren, von denen bei den Gesellschaftsabenden einige mitmachten, wimmelte es nur so von Chefärzten im universitären Bereich, Staatsanwälten und Unternehmenschefs. Sehr viele davon hatten auch erkennbare "Schmisse" im Gesicht, im Prinzip das geheime Zeichen für ehemalige Corpsstudenten, dass man dazu gehört.
Mich hat damals am meisten die sehr dominante Rolle des Alkohols bei den Gesellschaftsabenden gestört. Die Abende bestanden zu einem relativ großen Teil aus ritualisierten Trinksprüchen und auch dem gemeinsamen Absingen von Trinkliedern.
Der Alkohol hat damals nicht wirklich zu meinen sportlichen Ambitionen gepasst und v.a. deshalb habe ich mich (trotz der damals erkennbaren deutlichen Vorteile) gegen eine Mitgliedschaft entschieden. Und die
Sache mit der Mensur fand ich auch nicht mehr zeitgemäß und wenig attraktiv.
Wenn ich ein ganz normaler Durchschnittsstudent ohne sportliche Ambitionen gewesen wäre, dann wäre ich möglicherweise in die Verbindung eingetreten und ich will auch niemand a priori verurteilen, wenn er in einer Verbindung Mitglied war (zumindest sofern es keine der bekannten rechtsradikalen Verbindungen ist).
Allerdings würde ich mir wünschen , wenn ein zukünftiger Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland keinem solchen verdeckten und sehr intransparenten Netzwerk angehört.
Es liegt auf der Hand, dass so wie Laschet in seiner beruflichen Karriere nachweislich von seinen Korpsstudenten-Netzwerk profitiert hat, er nun in einer Position ist, in der erwartet wird, dass er als "alter Herr" selbst derjenige ist, der jungen Mitgliedern seiner Verbindung bei den ersten Karriereschritten "behilflich" ist und in Zukunft behilflich sein wird.