Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Ich finde, alle Maßnahmen müssen sich ausschließlich an der Vermeidung von Infektionsübertragungen und Ansteckungen mit dem Risiko schwerer Folgen orientieren. So gesehen ist die Impfpriorisierung höchst sinnvoll und beizubehalten. Ich finde nicht, daß eine Grundrechtseinschränkung welcher Art auch immer mit dem Argument "Solidarität" plausibel begründen lässt. Die Tatsache der Einschränkung ist per se ungerecht (immerhin sind über 98 % aller Menschen in diesem Land zu jedem Zeitpunkt nicht infektiös), wird aber für ein höheres Ziel zeitweise in Kauf genommen. Die Dauer, Schwere und Zahl der Betroffenen muß zu jeder Zeit so gering wie möglich gehalten werden. Gerechtigkeit innerhalb der Ungerechtigkeit zu fordern finde ich deshalb paradox. Außerdem: wenn geimpfte weiterhin allen Beschränkungen unterliegen, obwohl ihr Risiko extrem verringert ist, dann sinkt die Motivation, sich impfen zu lassen, bei dem (sicher nicht verschwindend kleinen) Teil der Bevölkerung, die das Corona-Erkrankungsrisiko für sich als vertretbares Lebensrisiko sieht, und die Impfung als nützlichen, aber nicht zwingend nötigen Bonus mitnimmt.
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Bitte genau lesen, was ich geschrieben habe!
Nochmal: Mir geht es nicht um Personen, die aus medizinischen oder beruflichen Gründen ein höheres Risiko haben oder deren Ausfall Gefahren für die Infrastruktur darstellen würden. Diese sind ohne Frage zuerst zu schützen! Das steht für mich außer Frage.
Mit Priogruppe 3 geht der Fokus aber weg vom persönlichen medizinischen oder beruflichen Risiko hin zur einer wie auch immer definierten (wirtschaftlichen) Systemrelevanz ganzer Berufsgruppen.
Hier dürfen sich jetzt zum Teil Berufsgruppen impfen lassen, die seit einem Jahr im Homeoffice sitzen und kein erhöhtes Risiko haben. Dass im Homeoffice ganze Abteilungen oder Arbeitsgruppen gleichzeitig ausfallen, ist extrem unwahrscheinlich. Zudem hatten Arbeitgeber ein Jahr Zeit, entsprechend Vorsichtsmassnahmen, Ausfallpläne etc. zu erarbeiten.
Diese dürfen sich nach dem Gesetzesentwurf bald wieder relativ frei bewegen, während viele Familien weiterhin darauf warten müssen, überhaupt mal eine Lockerung in Aussicht gestellt zu bekommen.
Und hier bin ich als Familienvater mit zwei kleinen Kindern, die sich seit einem Jahr massiv einschränken, das gebe ich auch zu und macht mich vielleicht nicht sympathischer, langsam mit der Geduld und dem Verständnis am Ende.
Priorisierung nach medizinischen und/oder beruflichem Risiko sowie nach gesellschaftlicher Systemrelevanz ja, aber danach sollte man den Familien auch mal langsam ein bißchen Normalität in Aussicht stellen.
M.