Zitat:
Zitat von Hafu
Ich habe die Untersterblichkeit (als mutmaßliche Hypothese) auf die Kollateraleffekte von Infektbekämpfungsmaßnahmen zurückgeführt, da auch in fast allen anderen Ländern (am bekanntesten ist das Beispiel Influenza) es als positiven Nebeneffekt zu weniger Infektionserkrankungen gekommen ist. Es kommt wohl auch- um eine andere mögliche Ursache für Untersterblichkeit im Sommer 2020 zu nennen, zu weniger Freizeitunfällen, da es weniger aktiv ausgeübte Risikosportarten, weniger Reisen gibt und viele andere Effekte. Und diese Sterblichkeits-senkende Effekte hören selbstverständlich nicht mit dem Ende des Sommers auf, sondern gingen auch im November weiter.
Nur waren sie dann eben im Jahrevergleich wegen der massiv angestiegenen Covid-19-Todesrate nicht mehr in der Exzessmortality-Kurve erkennbar. Wenn man aber einen differenzierten Mehrjahresvergleich anstellt, dann muss man trotzdem berücksichtigen, dass es im November 2020 weniger Influenza-Tote, weniger Unfalltote etc. gegeben hat, um aus der Exzess-Mortality-Kurve die (mutmaßliche) Menge an Covid-19-Toten herauszuarbeiten
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Sicherlich sind das richtige und zu berücksichtigende Gedanken. Allerdings hast du jetzt nur die eine Seite der Medaille erwähnt. Dass Lockdown-Maßnahmen oder andere massive Einschränkungen, wie beispielsweise ein Besuchsverbot im Altenheim, auch negative Auswirkungen auf die Sterblichkeit haben können halte ich für sehr realistisch. Einer älteren Frau im Altenheim, die seit Monaten keinen Besuch mehr empfangen durfte, schwinden sicherlich schneller die Lebensgeister als wenn sie wohl umsorgt und in gutem sozialen Kontakt wäre. Verschleppung und Nicht-Behandlung diverser Kankheiten, möglicherweise!! mehr Suizide und anderes mehr sind denkbare Ursachen für eine höhere Sterblichkeit unabhängig vom Virus.
Soweit ich weiß hatte Israel eine relativ starke Untersterblichkeit im ersten Lockdown wegen eben dieser Effekte (Unfalltote etc.). Umso länger diese Maßnahmen andauern, umso stärker fallen mutmaßlich auch die negativen Auswirkungen ins Gewicht. Oder wie würde man heutzutage sagen: Ihr Einfluss auf die Gesamtsterblichkeit steigt exponentiell
Die plausibelste Ursache für die leicht unterdurchschnittliche Sterblichkeit im schwedischen Sommen 2020 ist sicherlich die erhöhte Sterblichkeit im April/Mai. Dass Covid in erster Linie hochvulnerable und hochbetagte Menschen mit dem Tod bedroht (die in Schweden verstorbenen sind im Median 86 Jahre alt), ist davon auszugehen, dann einige/viele der April/Mai-Toten dann im Sommer gestorben wären, wären sie im Frühjahr nicht an Corona erkrankt. Das wird auch von der Tatsache gestützt, dass die Corona-Toten in Schweden mehrheitlich Menschen aus Altenheimen sind. Tegnell sagte mal, dass die durchschnittliche Lebensdauer von Menschen, die in Schweden ins Altersheim kommen, bei 6 Monaten liegt. Wäre dem so sein, dann kann man deren Lebenserwartung relativ gut abschätzen.