Zitat:
Zitat von Karhu
Jeder hat ja das Recht, eigene Fehler zu begehen, bzw. die gleichen Fehler wie viele Beginner bereits vor mir zu wiederholen.
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Nicht nur das, sondern meiner bescheidenen Meinung nach sogar die Pflicht dazu
Ausdauersport ist nicht wie Kampfsport im Sinne der technischen Ausführung von Würfen, Hebeln etc. Es geht trainingsmäßig vor allem darum zu lernen, auf welche Reize dein Körper gut regiert (welcher "Respondertyp" bist du) und welche Dinge bringen dir wenig oder verträgst du im schlimmsten Fall gar nicht. Das kann dir niemand vorher sagen. "A moderately good guess" ist das allerbeste was du m.E. erwarten kannst.
Dann is es auch so, dass die üblichen Vorgehensweisen in den "öffentlichen" Plänen sicher nicht für 55 jährige, (ich zitiere dich aus Beitrag #1) "zu schwere" Einsteiger gemacht sind. Evtl. hast du sogar leichte Vorverletzungen an Gelenken und Bändern im Kampfsport erlitten. Irgendwann ... vor 20... 30 Jahren mal? Sowas kann sich beim Ausdauersporttraining auswachsen.
Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass du Stand heute grundsätzlich noch gar nicht trainierbar im Sinne dessen bist, was die meisten hier unter "trainieren" verstehen. Freilich kannst du grundsätzlich trainieren so meine ich das nicht - logo. Ich meine
konsistentes strukturiertes Training. Das ist wirklich "no offense". Erstes Ziel sollte sein, dass du dich in eine Form bringst, damit du eben konsistent strukturiert trainieren kannst. Aber halt nicht nur ein oder zwei Monate. Mal nen schönen 3:1 Block oder auch zwei oder drei davon zu machen oder jemanden aufzuschreiben ist nicht die Kunst. Die Kunst ist, dass über das ganze Jahr hinweg machen zu können mit stetiger Leistungsentwicklung. Consitency is King! gilt im Ausdauertraining.
Wir sind ungefähr gleich alt. Ich habe (abgesehen von eienrn Phase mit Mitte 20) Ende 30/Anfang 40 mit Ausdauersport angefangen und habe eine eher typische Ausdauerfigur. Zu Anfang habe ich so trainiert wie man das überall lesen kann. Für ne LD habe ich mich sogar von nem B-Profi mit ner 8:3x PR auf LD trainieren lassen. Das hat mich zwar alles über die Distanz gebracht, schnell war ich am Ende nicht und die wesentlichen Dinge die für mich wichtig waren, habe ich auch nicht verstanden. Ich habe einfach nur Einheiten abgearbeitet. Das würde ich Stand heute nicht mehr so machen.
Seit ein paar Jahren laufe ich wieder und fahre seit 2 Jahren wieder Rad. Jetzt trainiere ich so wie ich denke dass es für mich passt. Ergebnis: So schnell wie jetzt mit Mitte 50 war ich noch nie. Allerdings ist es jetzt auch eine deutlich größere Gratwanderung was orthopädische Verletzungsrisiken angeht. Das bringt das Alter halt mit sich. Hab mir - ich hab's übertrieben - auch ne langwierige A-Sehnenentzündung eingehandelt, die seit März/April Gott sei Dank vorbei ist. Ich fange lauftechnisch jetzt halt wieder weiter hinten an.
Summa summarum: Ich finde die Idee sich einen Trainer zu nehmen in deiner aktuellen Situation nicht die allerbeste. Ich meine sogar es ist recht schwer (freilich nicht unmöglich) überhaupt einen Trainer zu finden, der gesicherte Kenntnisse mit solchen Sportlern (Alter, Erfahrung, Gewicht) wie dir hat.
Mein Tipp wäre: Einfach machen, lieber öfter und kurze Einheiten und die ersten 6-12 Wochen auch nicht zu viel Gas - vor allem nicht beim Laufen. Das mit Laufen/walken wie du das machst ist schon richtig. Auch mal - je nach Gefühl - ein oder zwei Tage in der Woche nix machen an denen du aber dehnst und mobilisierst (evtl. ist das ja bei deiner Vorgeschichte gar nicht nötig - musst du wissen). Man kann auch mal Blöcke trainieren. Das bringt oft mehr als jede Sportart mit Krampf 2x pro Woche unterbringen zu wollen. Dein Gewicht sollte recht sicher eh runter, wenn du langfristig am Laufen Spaß haben möchtest. Dein Hinweis mit dem Knie geht in die Richtung. Warum also ne Zeit lang erstmal nicht nur abnehmen, radfahren und schwimmen?
