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Zitat von schnodo
Naja, da hast Du mir nun einiges untergejubelt, das ich nicht ohne Weiteres bejahen würde. Aber sei's drum. 
Ich genieße zwar das Schwimmen, aber ich möchte es auch möglichst vollständig durchdringen und meine eigenen Schwierigkeiten analysieren können, und dazu gehört auch das Verständnis der Biomechanik und der damit verbundenen Physik. Ich gebe zu, sehr weit gekommen bin ich damit noch nicht, deswegen finde ich diese Diskussion sehr anregend, insbesondere weil Du Dich mit Hydrodynamik von Haus aus auskennst. Sorry an die anderen! 
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War auch absolut nicht böse gemeint! Ich wollte nur darauf hinaus, dass es in deiner Herangehensweise nicht unbedingt ums Tempo geht, sondern der (ein großer?) Fokus zunächst erstmal auf der Bewegungsqualität/ dem Ablauf liegt, was ich auch durchaus unterschreiben würde
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Zitat von schnodo
Auch ich finde eine möglichst konstante Geschwindigkeit erstrebenswert, weil in meinen Augen schön. Ich sehe aber ebenso, dass andere Menschen andere Ziele haben und versuche, diese zu verstehen. Ich möchte über die verfügbaren Optionen Bescheid wissen und auch die damit verbundenen trade-offs.
Ich war schon dabei, eine Excel-Tabelle aufzusetzen, um Geschwindigkeit und Distanz über die Zeit abzutragen, bei intermittierender Beschleunigung mit unterschiedlicher Zugfrequenz, und wollte eben meine rudimentären Kenntnisse der Integralrechnung etwas auffrischen als ich Kasrwatzmuffs Einwand las. Ich bin gerade im Urlaub, meine Gemahlin hätte mir dafür eventuell die Ohren langgezogen. Danke Kasrwatzmuff!
Deswegen nur soviel: Deine Ausführungen bestreite ich nicht prinzipiell.
Allerdings betrachtest Du ein Szenario, in dem hinsichtlich der Leistung bezogen auf eine durchschnittliche Geschwindigkeit optimiert wird. Ich glaube, derjenige, der gleitet, möchte etwas ganz anderes: Mit minimaler Leistung eine möglichst große Strecke zurücklegen. "Locker" ist vielleicht der Begriff, der umgangssprachlich am besten passt.
Du sagst ganz richtig, dass man nicht unendlich langsam ziehen kann, um dieses Ziel zu erreichen. Der menschliche Körper besitzt leider keine Schiffsschraube für den gleichförmigen Antrieb, sondern muss sich einer eher stoßartigen Beschleunigung bedienen: Ich nehme vereinfachend für die Gegenüberstellung an, dass es einen normierten Armzug gibt, den sowohl der Gleiter als auch der "Konstanttemposchwimmer" einsetzen. D.h. bei jedem Armzug wird die gleiche Leistung erzeugt. Die vom Armzug erbrachte Leistung ist der grundsätzliche limitierende Faktor für beide Schwimmertypen.
Die Verteidigung des Gleitens sieht für mich nun so aus: Wer gleitet, setzt diese Leistung weniger oft ein und bewegt sich somit im Schnitt langsamer. Wer sich langsamer bewegt, hat mit weniger Wasserwiderstand zu kämpfen. Wer mit weniger Wasserwiderstand zu kämpfen hat, kommt pro Zug weiter. Absolut gesehen wird also derjenige, der gleitet (z.B. mit durchschnittlich 2 km/h) viel weniger Leistung zur Bewältigung der gleichen Strecke benötigen als derjenige, der öfter zieht und damit schneller schwimmt (z.B. mit durchschnittlich 4 km/h), weil dieser mit einem ungleich höheren Wasserwiderstand zu kämpfen hat. Deswegen ist es kraftsparend, zu gleiten.
Ohne es rechnerisch nachweisen zu können vermute ich, dass der Nachteil, den der gleitende Schwimmer sich dadurch einhandelt, dass er abseits einer idealen konstanten Geschwindigkeit schwimmt, signifikant geringer ist als der Energievorteil, den er durch die Bewegung in Geschwindigkeitsbereichen erlangt, in denen der Wasserwiderstand allmählich vernachlässigbar wird.
Ich bin gespannt, ob ich grundsätzlich etwas missverstanden habe und bitte alle um Entschuldigung für diese Ausflüge in die theoretischen Grundlagen. 
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Ich glaube der Fehler liegt in der Annahme des normierten Armzuges und der Wahrnehmung der Kraft vs. der tatsächlich erbrachten Leistung. Nimm Radfahren als Beispiel: Du kannst 200Watt mit 60er TF fahren oder mit 90er. Bei der 60er musst du für die gleiche Leistung aber mehr Kraft pro Pedalumdrehung aufbringen.
Was du bei weniger Zügen also seltener einsetzt ist nicht die Leistung, sondern die Kraft. Da die Leistung bei weniger Zügen mit gleicher Kraft sinkt, müsstest du also mit einem Schwimmer vergleichen, der war häufiger zieht, aber dafür pro Zug weniger Kraftaufwand für die gleiche Leistung erbringen muss. Dann hättest du zwei schwimmer mit gleichem "Energieverbrauch".
Jetzt hängt die resultierende Geschwindigkeit halt nicht vom Energieverbauch/ der erzeugten Leistung ab, sondern von der größe der Widerstände. Da geht dann halt die Geschwindigkeit im Quadrat ein und, da hat Helios Recht, in der notwendigen Leistung dann eigentlich sogar hoch 3. Da hatte ich der Einfachheit halber erstmal abgekürzt und mich auf den Einfluss des Widerstandes beschränkt.
Durch den exponentiellen Einfluss der Geschwindigkeit werden die kurzen Phasen, in denen du oberhalb der Durchschnittgeschwindgkeit bist viel stärker gewichtet, sodass du bei gleicher erbrachter Leistung halt langsamer bist, als jmd der seine Leistung gleichmäßiger abgibt und eine geringere Geschwindigkeitsschwankung hat. Dieser extreme Anstieg in den schnelleren Parts ist das Problem, auch wenn du dich zeitlich gesehen vllt länger unterhalt der Durchschnittsgeschwindkeit bewegst.
Der Effekt vergrößert sich, je länger du unterhalb der Durchschnittsgeschwingkeit bist, weil fürs halten der Durchschnittsgeschwindigkeit auf der anderen Seite die kurzen Spitzen noch größer ausfallen müssen (s. Beispielrechnung).
Jmd der bei gleichem Kraftaufwand pro Zug die Frequenz erhöht, würde im Gegensatz zu den beiden oben dann aber auch seine Leistung erhöhen und entsprechend insgesamt schneller werden. Das wäre aus rein energetischer Sicht (Verbrauch pro Strecke) natürlich nicht sinnvoll. Aber jetzt wollen wir ja nicht mit möglichst geringem Kalorienverbrauch Strecke xy schwimmen, sondern wir haben eine bestimmte Fitness/ Fähigkeit Leistung zu abzugeben und wollen diese dann möglichst gewinnbringend umsetzen, also bei gleicher physiologischer Leistung schneller schwimmen.
Irgendwann kommt halt der Punkt, wo man dann merkt, dass die Arme schneller und schneller zu bewegen auch irgendwie anstregend ist. ^^
Ich hoffe, dass jetzt nicht alle wie wild anfangen rumzurudern, "weil das viel Effizienter" ist. Wenn der Bewegungsablauf nicht sitzt, bringt das alles nichts. Ich glaub Schnodo hat da nen ganz gutes Video gemacht
