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Alt 19.07.2020, 23:42   #2793
schnodo
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Registriert seit: 28.10.2011
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Brett Hawke interviewt Alexander Popov - Teil 2

Hier der Inhalt der nächsten Viertelstunde:

Popov erzählt, dass Touretski das kommunikative Talent hatte, ihn zu motivieren, Vollgas durchzuziehen. Er gibt ein Beispiel, den Weltrekord über 100 m Freistil im 50-m-Becken: Das war sein fünfter oder sechster Wettkampf am Stück. Er war extrem ausgelaugt, völlig am Ende. Gennadi zu ihm: "Nach diesem Rennen in Monaco geht es nach Santa Clara. Woran Du aber jetzt denken sollst, ist, dass wir ein bestimmtes Resultat brauchen, so dass Du nur das Level halten musst, wenn wir nach Amerika gehen. Aufrecht erhalten bedeutet, relativ lockere Einheiten, 4km pro Einheit, gemütliche längere Intervalle, etwas Technikarbeit. Aber wenn Du das Resultat nicht erreichst, müssen wir härter arbeiten. Das sind dann 6 km pro Einheit."

Popov wollte auf keinen Fall die 6-km-Variante, weil er sich vorstellen konnte, wie die 6 km aussehen würden. Also holte er den Weltrekord.

Brett Hawke fragt, "was denkst Du, wenn Du hinter dem Startblock stehst? Wirst Du nervös, so wie ich?"
"Natürlich werde ich nervös, nur Tote sind entspannt. Ich versuche, an mein eigenes Rennen zu denken. Denn sobald man anfängt, sich umzuschauen, darauf zu achten, was die Konkurrenten im Wasser machen, hat man verloren. Ich habe im Lauf der Jahre mit zunehmender Erfahrung gelernt, das Geschehen um mich herum wahrzunehmen, aber ich konzentriere mich nicht darauf."

Popov wurde 1996, einen Monat nach den Olympischen Spielen, in Russland Opfer einer Messerattacke. Hawke war seinerzeit schockiert als wäre sein Bruder abgestochen worden. Popov sagt, dass er zur falschen Zeit am falschen Ort mit den falschen Leuten war. Im Krankenhaus hatte er sehr viel Zeit, alleine in einem Zimmer, und hat viel nachgedacht. Das war der Zeitpunkt als er viele Änderungen beschlossen hat. Er hat sein Umfeld geändert, seine Gewohnheiten.

Er wusste, dass das einzige was ihm helfen würde, das Schwimmen war. Nach seinem Krankenhausaufenthalt suchte er den Arzt auf, der ihn operiert hatte und fragte ihn, wann er wieder anfangen könne, richtig zu trainieren. Die Antwort war, dass es eine Zeit dauern würde. Die inneren Narben an den Organen würden sich innerhalb von drei Monaten bilden. Davor sollte er überhaupt nichts tun. Danach könne er langsam anfangen, sich zu bewegen.

Als Popov im November 1996 nach Australien kam, war er am nächsten Tag im Schwimmbecken. Er hatte eine lange Narbe über den Bauch und weil diese so steif war, konnte er sich nicht richtig strecken und schlug beim Einspringen auf dem Boden des Schwimmbeckens auf. Das gleiche Problem hatte er bei Wenden. Er musste dehnen und an seiner Kondition arbeiten. Als er das Krankenhaus verließ, war er 10 kg untergewichtig. Es dauerte neun Monate, den Gewichtsverlust auszugleichen. Erst im Mai 1997 war er überhaupt soweit, dass er anfangen konnte, ordentlich zu trainieren.

Aus Hawke's Sicht hatte sich Popov körperlich extrem verändert, er war zu einem Strich geworden, keine Muskeln mehr. Aber seine Ausstrahlung war dieselbe wie früher. Popov erläutert, "wenn etwas passiert, passiert es". Man kann die Geschichte nicht zurückdrehen. Er schien wohl wie immer zu sein, weil er sich die notwendigen Gedanken im Krankenhaus gemacht hatte. Als er wieder nach Australien kam, war der Prozess abgeschlossen und alles wie gewohnt.

Im nächsten Segment geht es um Michael Klim, der in Popov's Trainingsgruppe kam. Klim wuchs unter Popovs mentorieller Betreuung und brach dann den Weltrekord über 100 m Freistil. Wie hat er das Training mit ihm empfunden?
Popov erinnert sich, dass Klim der squad in den ersten Monaten des Jahres 1994 beitrat. Er war ein 16 oder 17 Jahre alter Bub. In jeder Einheit lieferte er sich ein Rennen mit den anderen. Also vereinbarten Vladimir Pyshnenko und Popov, dass in der Morgeneinheit Popov das Tempo für Klim machen würde und am Nachmittag Pyshnenko, während der jeweils andere sich erholte. Drei oder vier Tage später war Michael Klim am Ende und es ging weiter wie gewohnt.

Klim lieferte sich sechs oder sieben Monate lang Rennen. Danach erkannte er, dass das keinen Sinn machte. Die anderen schwammen verschiedene Belastungen im Training und er versuchte, mitzuhalten oder sie zu schlagen. Sie reagierten aber einfach nicht darauf. Er bekam mit, dass niemand auf seine Attacken reagierte und schwamm dann sein eigenes Tempo und Rennen. Insgesamt hatten alle eine sehr gute Beziehung zueinander, viel Spaß, keine Streitereien.

Den Verlust des Weltrekords nahm Popov gelassen. Rekorde sind da, um gebrochen zu werden. Das Ding ist, dass Popov Klims Schwächen sehr gut kannte und er wusste, was zu tun war, um im nächsten Rennen ein kleines Bisschen besser zu sein als Michael Klim.

Wie war sein Verhältnis zu Pieter van den Hoogenband? Sie haben immer noch ein gutes Verhältnis, auch wenn sie sich nicht oft sehen, zuletzt vor einigen Jahren. Pieter arbeitet für Eurosport als Kommentator und es gab eine Weltmeisterschaft in Barcelona. Sie saßen auf den Startblöcken 4 und 5 und haben sich an ihr Rennen vor 10 Jahren erinnert. Popov fragte van den Hoogenband, ob er wisse, wo er das Rennen verloren habe. — Nein. — Bei der Wende: Die Trennleinen fingen die Wellenbildung nicht ab. In den Vorläufen bekam Popov etliche Wellen nacheinander ab. Im Halbfinale blieb er länger unter Wasser, kam hoch und wurde nur von einer Welle getroffen. Im Finale tauchte er noch weiter unter den Wellen durch, van den Hoogenband bekam zwei ab. *Popov grinst schelmisch*
Popov schaute sich hinterher die Aufnahme an und sah dort, dass Pieter fast zum Stillstand gebracht wurde.
(Ich habe mir die Stelle auch angeschaut, erkenne da aber nix, außer dass Popov einen Meter später den ersten Zug macht.)

War er der schwierigste Konkurrent? Sie waren alle nicht einfach zu schlagen. Gustavo Borges hatte eine Spannweite wie ein Gorilla. Keiner war einfach zu schlagen, Gary, Anthony Irvine und auch Brett Hawke selbst oder Ian Thorpe. Im Finale einer Weltmeisterschaft oder der Olympischen Spiele gehen acht auf den Block und keiner will verlieren.

Die restlichen 15 Minuten konsumiere und dokumentiere ich demnächst...
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Geändert von schnodo (20.07.2020 um 16:33 Uhr). Grund: Rechtschreibung
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