Zitat:
Zitat von noam
Aber da sind wir doch wieder bei der Integration als Bring- oder Holschuld.
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Man muss einfach auch die soziologischen und historischen Faktoren sehen, weshalb es dazu kommt, dass in einzelnen Gegenden, um im Beispiel zu bleiben, mehr Kinder mit türkischen Migrationshintergrund wohnen als in anderen (wie z.B. der Wohnungsmarkt). Viele würden in Berlin auch lieber in Dahlem / Grunewald wohnen.

Und logischerweise lernt ein einzelnes Kind mit vietnamesischem Hintergrund in der KITA und in der Schule dann im Vergleich und in der Mehrheit etwas besser deutsch als diejenigen in einer Klasse mit vielen türkisch-muttersprachlichen Kindern. Solche gesellschaftlichen, strukturellen Faktoren kann man für die Gesamtheit der jeweils Betroffenen nicht einfach individualisieren ("Zieht doch in eine andere Gegend" usf.). Wer das tut, handelt ähnlich, als ob er allen Hartz IV Beziehern und Arbeitslosen individuell die Schuld zuweist, dass sie Sozialleistungen erhalten.
Wer sich über solche, leider vorherrschenden Betrachtungsweisen wie pauschale Schuldzuweisungen von Konflikten mit eigentlich gesellschaftlichen Ursachen in erster Linie erfreut, sind diejenigen, welche billige Arbeitskräfte und hohen Gewinn wollen. Entweder Ausbeutung zu Billig-/Mindestlöhnen und mehrere Jobs, Hartz IV Bezieher (mit Arbeitszwang und 1 Euro Jobs.) oder kriminelle Karrieren, Drogen und Knast. Das sind doch in Wirklichkeit die Lebenszeit-Optionen für manche Heranwachsende, welche unsere Gesellschaft
systemisch, vermittelt über vielerlei Faktoren, konstant produziert. Irgendwo müssen sich dann halt die Auswirkungen in Konflikten zeigen und wer es "ruhig und geordnet" haben will, benötigt zur Befriedung SozialarbeiterInnen, Ämter, Polizei und Knäste, wenn die gesellschaftliche Prävention versagt.
Interessanterweise setzen sich übrigens manche Jugendgangs z.B. oft multiethnisch zusammen, d.h. die Mitglieder stammen aus einem bestimmten sozialen und regionalen Milieu mit gemeinsamen Gegnern, worüber sie sich definieren.
Zitat:
Zitat von noam
Muss ich nicht so weit gehen und erkennen, dass eben dieses "besser" vor allem mit den Lebensgewohnheiten in meinem Zielland zusammenhängt? Wäre es dann nicht angebracht, meine gewohnte Lebensgewohnheiten anzupassen um ein Teil des besseren zu werden?
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Bekanntlich holte DE die türkischen Migranten in den 60/70ziger Jahren in Bussen und Zügen hierher (warb sie in der Türkei an!), weil die Industrie billige Arbeitskräfte brauchte. Und der fehlende Wohlstand in Afrika z.B. liegt
in der Hauptsache wohl kaum an den Lebensgewohnheiten der dortigen Menschen bzw. an deren Religion.