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Alt 20.06.2020, 01:36   #16201
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
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Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Und das ist nicht die erste Stelle in der Bibel, die sich mit Sklaverei beschäftigt, sondern es gibt noch die berühmte Stelle in 2. Mose, Kapitel 21.

Es bestreitet niemand, dass es Sklaverei gab und dass es als normal galt. Das war der Status Quo.

Gleichzeitig war bekannt (und beide Bibelstellen belegen es), dass es eine miserable Lage für den Sklaven war (und ganz besonders für weibliche Sklavinnen, vor allem, wenn sie hübsch waren). Denn sonst gäbe es die in Deinem Zitat eingeführten Einschränkungen nicht.

Dies erhärtet den Vorwurf, den man Jesus machen könnte. Er wusste, dass Sklaverei so mies war, dass es man es dem eigenen Bruder und dem eigenen Volksgenossen ersparen wollte. Genau dies steht in Deinem Zitat. Jesus kannte diese Texte (sofern er existiert hat).

Das Neue Testament hat aber den Anspruch, den alten Status Quo zu verändern. Ein paar kurze Beispiele:

Frauen und Ehebruch: Auch die gesellschaftlichen Umstände der Frauen entsprachen irgendeinem Status Quo. Eine Steinigung nach dem Ehebruch war Status Quo. Sogar von Jahwe persönlich angeordnet. Und doch ist bis heute die (frei erfundene) Geschichte berühmt, als Jesus die Ehebrecherin quasi "freisprach" und sogar die Leute belehrte mit "Wer von Euch frei ist von Sünde, der werfe den ersten Stein! Du aber gehe hin und sündige nicht mehr" (aus dem Gedächtnis zitiert). Hier lehnte sich Jesus also auf gegen den Status Quo. Warum nicht für Sklaven? Hätte er nicht wenigsten den weiblichen Sklaven den Sex mit ihrem Besitzer ersparen können?

Beamte im Dienst der Römer: Er rehabilitierte Zöllner; auch deren Verachtung (als Schergen der Römer) war Status Quo. Warum hatte er kein Wort für Sklaven?

Jesus lockerte das heilige Sabbat-Gebot, ebenfalls ein Status Quo. "Der Sabbath ist für den Menschen da, und nicht der Mensch für den Sabbath." Die Empörung der Schriftgelehrten steht gleich im nächsten Vers.

Er sprach sich gegen den Status Quo der Reinheitsgesetze aus — dem zentralen Element des Judentums. "Denn siehe, nicht was in den Menschen hinein geht, macht ihn unrein, sondern das, was aus ihm herauskommt." (Alles aus dem Gedächtnis zitiert.)

Eine der wichtigsten Passagen des Neuen Testaments, die Bergpredigt, hat eine noch heute berühmte Form, die den Status Quo zuerst nennt, und ihn dann verwirft. Mehrmals wiederholt Jesus: "Ihr habt gehört, dass geschrieben steht... ich aber sage Euch..."

Ganz offensichtlich hat Jesus keine Angst, den Status Quo zu ändern. Warum tat er es nicht für Sklaven?

Angeblich sagte Jesus: "Was Ihr dem Geringsten getan habt, siehe, das habt Ihr mir getan" (Aus dem Gedächtnis.) Hier wirft also Jesus seine ganze göttliche Herrlichkeit in die Waagschale, um eine Verbesserung für "die Geringsten" herauszuholen. Sehr nobel! Aber wer zum Kuckuck sollen "die Geringsten" gewesen sein, wenn nicht die Sklaven? Diese waren aber nicht gemeint. Diesen Knick in der Logik seiner Autoren kann man schwerlich übersehen.
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