Zitat:
Zitat von qbz
Ich denke, in den meisten Phasen des Kapitalismus gab es eigentlich keine Vollbeschäftigung. Es gehört zur Systemcharakteristik, ein grosses Heer von Arbeitslosen zu haben, seit jeher., um einen Lohndruck auszuüben. Zu Beginn speiste sich das Arbeitslosenheer mit den freigesetzten Landarbeitern und Handwerkern, heute mit den wegen der Automatisierung freigesetzten Industriearbeitern oder aus dem globalen Arbeitsmarkt. Auch die wissenschaftlich-technischen Kopfarbeiter werden diesen Mechanismus in Zukunft zu 100 %, systembedingt, erfahren. Für mich persönlich beschreiben die Konzepte "Dienstleistungsgesellschaft"; "postindustrielle Gesellschaft" usf. oft nur Phänome, ohne diese Phänomene jedoch detailliert aus dem Wesen des Kapitals abzuleiten....
|
Prinzipiell ist das wohl so, doch beschreibt Reckwitz auch Unterschiede, die wir im Postindustialismus erleben. So wächst zwar der Anteil der prekär Beschäftigten, aber auch der Anteil der Hochqualifizierten. Wegbrechen tut der Mittelstand.
Ihm geht es letztendlich darum, gesellschaftliche Entwicklungen zu erkennen und zu benennen. Aufkommende Verlustängste sieht er durch die Folgen der Transformation von der industriellen zur postindustriellen Gesellschaft. Im Erstarken des Südens und Ostens (China) und dem Verlust des politischen Gesellschaftsmodells, dass der materielle Wohlstand unendlich gesteigert werden kann.
Ich vermute, dass viele Amerikaner an das amerikanischen Urversprechen, dass man durch harte Arbeit und mit Chancengleichheit (vom Tellerwäscher zum Millionär) etwas erreichen kann, längst nicht mehr glauben. Bricht dieser Glaube weg, kann das fatale Folgen für ein Land haben. Chancengleichheit sollte also oberstes Interesse für einen Staat sein.