Der Spiegel pinkelt Hajo Seppelt im Zusammenhang mit Operation Aderlass an's Bein, in der aktuellen Papierausgabe (Titelbild Drosten) oder online hinter Paywall. Die Kritik richtet sich auch an Kai Gräber, Schwerpunktstaatsanwaltschaft Doping, München.
https://www.spiegel.de/sport/hajo-se...0-000171168378
Spiegel fährt die volle Seifenoper. Es geht los mit dem 'Opfer', dem Eisschnelläufer Robert Lehmann-Dolle, der seine Stelle als Nachwuchstrainer am Olympiastützpunkt Berlin verloren hat. "Er aber sagt: Ich habe nie gedopt." ... "Klar ist, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass er manipuliert hat... Alles was es gibt ist die Aussage eines mutmaßlichen Betrügers in U-Haft." Sorry, aber die sind doch merkbefreit.
Der mutmaßliche (immerhin!) Betrüger ist der Arzt Schmidt aus Erfurt. Der hatte erst gezögert, den Namen rauszurücken, aber der fiese Staatsanwalt hat es aus im rausgepresst, und damit er aus der U-Haft kommt und seine Existenz retten kann hat Schmidt dann seinen Kumpel (!) Lehmann-Dolle falsch beschuldigt. Gut, er sitzt immer noch in U-Haft, seit 15 Monaten nun, mit dem nachvollziehbaren Argument der Verdunklungsgefahr, aber das Motiv des Staatsanwalts ist vom Spiegel glasklar erkannt: Profilierungssucht, anlässlich des zehnjährigen Bestehens seiner Sonderstaatsanwaltschaft musste der Name eines deutschen Dopers her. Man stelle sich vor, sogar nach Pechstein wurde Schmidt gefragt! Damit sollten die niederträchtigen Motive des Staatsanwaltes abschließend geklärt sein.
Beim Vorwurf an Hajo Seppelt, den ich sehr schätze, werden tatsächlich spannende Fragen aufgeworfen. Zunächst geht es aber im gewohnten Stil weiter, den Seppelt produziert seine Sendungen über eine eigene Produktionsfirma, womit dem Spiegel klar ist: "Die Inhalte treibt er selbst auf. Je exklusiver, desto besser." Man stelle sich vor, am Ende kann er davon auch noch Leben! Gut, dass dem Spiegel das Konzept des investigativen Journalismus seit reichlich 30 Jahren nicht mehr geläufig ist weiß man ja, die Expertise liegt dort jetzt bekanntlich mehr beim fiktiven Journalismus.
Die konkreten Vorwürfe an Seppelt sind:
1. Aus einem Interview mit dem österreichischen Skilangläufer Johannes Dürr sind vorher als vertraulich abgesprochene Teile, nämlich die wo er Namen nennt, bei der Staatsanwaltschaft gelandet. "Das war der Mark Schmidt, den kennen Sie... Antwort Seppelt: Klar, den kenn' ich." Can't write this stuff!
2. Es wird pauschal die Zusammenarbeit zwischen Seppelt als investigativem Journalist mit Strafverfolgung und Nada unterstellt, besonders in Richtung von Seppelt an die anderen beiden Stellen sei das absolut verwerflich.
Gut den erste Punkt lass ich dem Seppelt durchgehen, der Dürr hat ihn ja belogen und während sie die Doku gemacht haben munter weiter gedopt. Meine (nicht ganz unernste) alternative Erklärung, das waren russische Hacker, Sepppelt steht da ja seit seiner Russlandstory unter Totalüberwachung.
Über den zweiten Punkt muss ich nochmal ganz grundsätzlich nachdenken. Man darf als Journalist natürlich seine Quellen schützen, aber muss man es auch? Ist ja schließlich kein Geheimdienst. Meinungen hierzu? Kann sich ein Journalist selbst strafbar machen, wenn er Straftaten die ihm bei seiner Arbeit bekannt werden nicht meldet?