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Der Leitfaden ist an und für sich gut gemacht, insbesondere was die Einleitung und die allgemeine Gefährdungslage beim Schwimmen in gechlortem Wasser angeht, andererseits geht er meiner Meinung nach allzu sehr ins Detail und der Trainingsbetrieb wird verkompliziert.
Durch die Vielzahl der empfohlenen Einzelmaßnahmen ergibt sich beim Leser letztlich dann doch der Eindruck, dass Schwimmen im Becken ein sehr hohes infektionsrisiko mit sich bringt, was einfach nicht stimmt und daneben muss man ja auch berücksichtigen, dass erstens die allgemeinen Infektzahlen aktuell weitaus niedriger sind als zu dem Zeitpunkt im März, als die Schwimmbäder zusammen mit anderen Sporteinrichtungen geschlossen worden sind und dass 99% der aktiven Schwimmer nicht zur üblichen Covid-19-Risikogruppe gehören, so dass Aufwand und infektrisiko auch in einem vernünftigen Verhältnis zueinandenr stehen müssen.
Geschätzt die Hälfte der empfohlenen Maßnahmen (Desinfektion von Trainingsgeräten, Türklinken, Verbot der gemeinschaftlichen Benutzung von Theraband, Paddles, Pullboey, Flächendesinfektion des Beckenrandes usw. bezieht sich auf das ohnehin minimale risiko einer Kontakt- oder Schmierinfektion, die bei Sars-CoV-2 ohnehin keine relevante Rolle spielt.
Für sinnvoll halte ich Abstandsgebote (im Eingangsbereich, an der Kasse in den Umkleiden und auch in gewisser Weise im Wasser bei intervallpausen am Beckenrand, durchaus auch vernünftigen Abstand des Trainers von den Athleten beim Erklären der Sets, aber viele andere empfohlene Maßnahmen sind überflüssig kompliziert und führen bei Entscheidungsträgern eher dazu, den Eindruck zu verfestigen, dass organisiertes Schwimmtraining zu gefährlich ist, um es wieder zuzulassen.
Man sollte sich vergegenwärtigen, dass wenn die Schwimmbäder weiterhin zubleiben, Kinder auch nicht mehr sicher schwimmen lernen und die Anzahl der Ertrinkungsunfälle, die ohnehin seit Jahren ansteigen als Folge davon weiter in die Höhe gehen.
Bei geschlossenen Schwimmbäder, die ja gut überwacht sind, werden dann im Sommer eben noch mehr die schlechter überwachten Wasserflächen der Badeseen genutzt. Und in einem See lernt kaum ein Kind schwimmen.
Geändert von Hafu (15.05.2020 um 12:25 Uhr).
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