Florian Schumann hat sich ziemlich viele Gedanken gemacht über die Heinsberg-Studie und in einem dreiseitigen Artikel zusammengefasst:
Zitat:
Die Forscher legten den Menschen der Haushalte Fragebögen vor, nahmen Rachenabstriche und Blutproben. Die Abstriche wurden mit dem PCR-Verfahren ausgewertet, das eine akute Infektion mit Sars-CoV-2 im Labor nachweisen kann. In den Blutproben suchten sie nach Antikörpern gegen das Virus, die auf eine bereits überstandene Infektion schließen lassen. Und auf den Fragebögen sollten die Gangelter angeben, ob sie bereits positiv auf den Erreger getestet worden waren, ob sie an Vorerkrankungen litten oder in letzter Zeit Symptome bemerkt hatten.
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Etwa 15,5 Prozent der Studienteilnehmenden hatten sich bereits mit dem Erreger infiziert oder waren zum Zeitpunkt der Studie gerade akut an der Lungenkrankheit Covid-19 erkrankt. Das seien, so schreiben die Forscher, fünfmal mehr Infizierte als die offiziellen Zahlen aus Gangelt vermuten lassen. Offiziell waren durch Tests nur 3,1 Prozent der Gangelter als Corona-positiv bestätigt worden. Die Dunkelziffer an Infizierten wäre in Gangelt demnach fünfmal höher als die der gemeldeten Ansteckungen.
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Mehr als jeder Fünfte (22,2 Prozent) der Angesteckten hatte in den vergangenen Wochen nicht einmal Symptome einer Erkältung oder ähnliches bei sich bemerkt.
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Aus dieser Zahl der Infizierten und den offiziell sieben zum Studienzeitpunkt an der Krankheit verstorbenen Gangeltern errechneten die Forscherinnen und Forscher dann ihre eigentliche Zielgröße: die Infektionssterblichkeit (IFR). Nach einer mathematischen Korrektur liege diese für die Gemeinde Gangelt bei 0,36 Prozent. Das heißt: Etwa 0,36 Prozent der Menschen, die sich in Gangelt mit Sars-CoV-2 infiziert haben, sind gestorben.
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Das Risiko, sich in einem Haushalt bei jemand anderem anzustecken, betrug durchschnittlich 15 Prozent. War eine Person in einem Zweipersonenhaushalt infiziert, hatte die andere Person ein etwa 44-prozentiges Risiko, sich ebenfalls zu infizieren. Lebten drei Menschen in einem Haushalt und einer war infiziert, hatten die beiden anderen Mitbewohner eine Ansteckungswahrscheinlichkeit von 35,5 Prozent. In einem Vier-Personen-Haushalt verteilte sich das Risiko noch mehr, sodass die drei zunächst Nichtinfizierten jeweils nur noch ein 18-prozentiges Risiko hatten, sich bei dem infektiösen Familienmitglied oder Mitbewohner das Virus Sars-CoV-2 einzufangen. Das wären – sollten sie sich bestätigen – durchaus wertvolle Erkenntnisse. Denn Daten, wie hoch das Risiko ist, sich innerhalb von Haushalten mit Sars-CoV-2 zu infizieren, sind bisher rar.
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Quelle: https://www.zeit.de/wissen/gesundhei...omplettansicht