Guten Abend, meine Damen und Herren,
wie geht´s denn so da draußen? Mehr oder weniger steht alles still, würde ich sagen. Bei uns hier zu Hause ist trotzdem Bewegung. Zumindest ich verlasse gelegentlich die vier Wände, um Kinder systemrelevanter Eltern zu betreuen, und mein jugendlicher Mitbewohner joggt mal eine Runde durch den Wald.
Seit heute befindet sich auch das "Wohnzimmer-Aufnahmestudio" im Aufbau. Wobei das nicht mal halb so spektakulär ist wie es klingt: Frau Pantone vor weißer Raufasertapete gefilmt von einem Handy, das sich an einem Selfie-Stick befindet und auf einer Alu-Leiter liegt.
Der Grund ist simpel: Der hiesige Sportverein bittet um Online-Betreuung und im Moment ist geplant, an einigen Tagen Workouts per Zoom zu geben. Eigentlich bin ich optisch zu alt für so einen Mist, aber es ist ja nicht davon auszugehen, dass der halbe Verein sich zuschalten wird. Wenn doch, muss ich nach Corona wohl von hier wegziehen.
Corona. Klingt wie ein x-beliebiger Mädchenname. Angst vor ihr habe ich nicht - nur Angst um andere. Gestern habe ich mit einem Freund telefoniert, der Chefarzt an einer Klinik in der Nähe ist. Zum ersten Mal in seinem Leben hat er eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht ausgefüllt. Aber Hand aufs Herz: Ich habe in den letzten Tagen auch alle möglichen Formulare ausgefüllt, Listen für einen Notfall erstellt und jetzt weiß ich auch, dass es den Begriff "digitales Vermächtnis" gibt und dass man sowas ja auch dokumentieren sollte. Vielleicht ist dafür gerade ein guter Augenblick.
Im Moment bin ich froh, dass wir Frühling haben und frisch auf Sommerzeit eingestellt sind. Macht das Leben insgesamt leichter. Wenn es wärmer wird, können wir auf den Balkon. Wir haben es also noch ziemlich gut in Anbetracht der Lage.
Dauert nicht mehr lange und dann endet auch die Fastenzeit. Ich habe mich ja gefragt, ob es im Angesicht einer Pandemie nicht vielleicht ein bisschen überzogen ist, seine Fastenzeit weiter aufrechtzuerhalten, aber da ich dazu noch keine abschließende Meinung habe, mache ich erstmal weiter. Nichts zu entscheiden ist auch eine Entscheidung, finde ich.
Auf jeden Fall muss eine Entscheidung bzgl. eines neuen Geschirrspülers her, der gestern Abend seinen Geist aufgegeben hat. Aber, meine Güte, so lange uns denn nichts Schlimmeres passiert, ist ja alles gut. Und so ein Spüler ist halt nichts für die Ewigkeit. Im Gegensatz zu ein paar schönen Zitaten aus den "Buddenbrooks" von Thomas Mann: "Nichts fügt sich mehr .... Demut ziemt sich .... Derlei muss durchgestanden werden." Nichts, was im Moment besser passen könnte. Aber den Nobelpreis hat er ja auch nicht umsonst bekommen.
So sitze ich hier über den Dächern einer kleiner Stadt vor dem Taunus und harre der Dinge, die da kommen werden. In der Zwischenzeit wünsche ich Hafu und anderen Patienten gute Besserung und drücke uns allen die Daumen, dass wir diese Zeit gut überstehen und irgendwann darauf zurückblicken können. Vielleicht ändert sich in dem einen oder anderen Leben ja auch etwas zum Guten. Das wäre schön!
Viele Grüße
Pantone
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