Zitat:
Zitat von Jörn
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Wer seinen Patienten unterstellt, sie würden eventuell eine Ansteckung bewusst in Kauf nehmen, der müsste sie eigentlich unterschreiben lassen, dass sie keinem anderen Patienten die nötigen Gerätschaften wegnehmen werden. Diese Patienten würden quasi ihr eigenes Todesurteil unterschreiben, falls sie eine Infektion bekämen. Zur Debatte stehen aber gerade sehr alte Menschen, die den ganzen Sachverhalt nicht mehr richtig verstehen. Also verstehen sie auch die Tragweite dieser Entscheidung nicht. Deswegen finde ich ein Krankenhaus, in dem solche Optionen überlegt oder empfohlen werden, seltsam.
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Nur kurz zur Erläuterung:
das Besuchsverbot gilt seit 10 Tagen in allen Kliniken Bayerns und seit vier oder 5 Tagen in allen Pflegeheimen Bayerns (hinsichtlich der anderen Bundesländer kenne ich mich nicht aus).
Für die orthopädischen Patienen, die ich betreue, die meist frisch operierte Endoprothesen an Knie, Hüft-Schultergelenken haben oder diverse Wirbelsäuleneingriffe und die trotz oft höherem Alter meist bei klarem Verstand sind, ist das Besuchsverbot kein allzu großes Problem. Die können telefonieren und nach 3-5 Wochen in unserer Klinike kommen sie in der Regel zurück in die häusliche Umgebung.
Für problematisch halte ich das Besuchsverbot für viele Patienten in den Pflegeheimen (am Beispiel des demenzkranken Ehemanns unserer Nachbarin), die keine Perspektive mehr haben irgendwann raus zu kommen und für die die Besuche ihrer Angehörigen oft und auf Dauer der Höhepunkt ihres Tages oder ihrer Woche ist. Natürlich gibt es für das Besuchsverbot nachvollziehbare medizinsiche Gründe, ich will es auch nicht grundätzlich in Frage stellen aber man muss eben auch sehen, was für gravierende Einbußen der Lebensqualität man damit verursacht, insbesondere weil das Besuchsverbot ja hier keine Sache von Wochen sondern eine von Monaten sein wird.
Die Argumente, mit denen jetzt das Besuchsverbot eingeführt worden sind, werden in zwei oder drei Monaten noch genauso bestehen.
Wir sind auf die Problematik ja nur im Kontext der drohenden Ausgangssperre gekommen, die ebenfalls für manche Menschen, je nachdem in welchem sozialen Umfeld sie wohnen und wie ihr Wohnumfeld strukturiert ist, gravierende psychische Belastungen mit sich bringen würde, die durchaus auch geeignet sind langfristige Schäden zu verursachen.
Für jede Maßnahme, auch für gut gemeinte, zahlt man einen Preis.