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Zitat von qbz
So, nun lese ich mal weiter, den zweiten Teil.
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Der 2. und 3. Teil des Buches besteht aus collageartigen Eindrücken und Reflektionen über zahlreiche Aspekte des Klimawandels und den Reaktionen der Menschen auf diesen. Immer wieder rückt in den Mittelpunkt, weshalb Menschen einfach so weiterleben wie bisher, obwohl sie kollektiv auf einen Abgrund zulaufen bzw. das Feuer näher rückt. So in etwa wie die Bild-Zeitung sich als Schlagzeile damit beschäftigt, wie RTL das Dschungelcamp als Unterhaltungssendung produzieren kann, wenn gleichzeitig in 100 km Entfernung Buschbrände lodern. Die Autorin beschäftigt sich in einem der Collagenstücke (Nähe) dann auch damit, ob es eine Rolle spielt, wie weit Umweltkatastrophen von einem örtlich auf der Welt entfernt liegen und was "Nähe" heute bedeutet.
Dazwischen bekommt man kaleidoskopartig einen Einblick in Situationen der Mädchen und der Familie, sei es ein Winterausflug, eine Reise nach London von Vater und Tochter Beata zu einem Little Mix Konzert, der Auftritt der Mutter beim ESC in Moskau mit sehr enttäuschendem Ergebnis, einem Gespräch mit Geowissenschaftlern, der Besuch beim Kinder- und Jugendpsychiatrischen Zentrum. Es mischen sich in die kurzen Schilderungen persönlicher Ereignisse Reflektionen zum eigenen ökologischen Fussabdruck der Familie Thunberg im Vergleich mit anderen. Dabei zieht sich wie ein roter Faden durch die Schilderungen das subjektiv empfundene Anderssein der Familienmitglieder, sei es aufgrund der seelischen Probleme und psychiatrischen Diagnosen oder dem nahe an sich Heranlassen der Umweltprobleme, als wie die meisten Menschen. Ich würde dazu den Begriff der Entfremdung wählen. Aufgehoben wird diese im Erleben der Autorin in der Entscheidung der Familie und von Greta , sich aktiv für den Klimaschutz zu engagieren. Die Autorin erzählt, wie die Eltern mit den anwesenden Kindern in der Kinderpsychiatrie wieder einmal brav alle Fragen beantworten und der Arzt abschliessend zu den Eltern meint: "Himmelherrgott, Sie brauchen doch Hilfe!" und auf dem Heimweg Greta und der Vater Svante in den Baumarkt gehen und ein Stück übriggebliebenes Sperrholz besorgen, das Greta später weiss anmalen und beschriften kann mit: Schulstreik für das Klima.
Die Autorin erzählt an anderer Stelle, ihr hätte das Singen als Opernsängerin das Leben gerettet, als sie unter Bulimie und ADHS litt, und für Greta scheint die Aktivität für die politische FFF-Bewegung eine ähnliche Rolle einzunehmen.