Ein Kinderlied sollte immer auch den gesellschaftlichen Kontext beachten.
Der Text sollte politisch, aber nicht parteipolitisch sein. Er sollte die Minderheiten berücksichtigen, ohne die Mehrheit zu benachteiligen. Er sollte die Schönheit der deutschen Sprache demonstrieren, ohne gegenüber anderen Sprachen überheblich zu wirken. Er sollte die wichtigsten aktuellen Probleme thematisieren, ohne seine heitere Zuversicht zu verlieren. Das ist das Mindeste, was man von einem anständigen Kinderlied erwarten kann.
Wir Erwachsenen können den Kindern dabei als Vorbilder dienen. Gerade das deutsche Liedgut liefert lehrreiche Vorlagen dafür, wie fröhlicher Überschwang mit verantwortlichen Texten kombiniert werden kann. Etwa so:
"Wir singen Bumms-Fallera,
Bumms-Fallera,
Bumms-Fallera,
und wieder
Bumms-Fallera,
Bumms-Fallera-aaa-aaa."
Daran sollte sich die Jugend mal ein Beispiel nehmen! Man spürt förmlich den mitreißenden Rhythmus, der fast so etwas wie einen Gleichschritt suggeriert, ohne dabei militärisch zu wirken.
"Schöne Maid,
hast Du heut'
für mich Zeit,
hooo-ja-hooo-ja-hooo!"*
Das ist feinsinnig, das hat Klasse! Wer träumte dabei nicht sofort von den verborgenen Reizen einer hübschen Dame aus tadellosem Hause? Das ist zeitlose Dichtkunst!
Einfach nur einen witzigen Text zu singen, zumal kurz vor Silvester, ist niveaulos! Die Kinder sollten sich schämen!
----
* Der Titel blieb 56 Wochen in der Hitparade und wurde 1973 auch von der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gesungen.
|