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Zitat von papa2jaja
Ich finde es völlig in Ordnung, mehr Doping-Kontrollen im Triathlon zu fordern. Aber wer mehr und gerechter verteilte Dopingkontrollen möchte, muss die Verbände angehen, und nicht Einzelsportler, denen noch nie Verstöße nachgewiesen wurden.
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Im Triathlon an sich wird sehr viel kontrolliert. Laut dem Jahresbericht der NADA werden die Kaderathleten der DTU so oft im Training kontrolliert wie in keiner anderen olympischen Sportart.
Nur liegt der Schwerpunkt der Trainings- und Wettkampfkontrollen eben auf dem Olympischen Triathlon,da die NADA vom Innenministerium finanziert wird und damit den Auftrag hat, v.a. die Olympischen Disziplinen zu überwachen. Der Bereich des von Sponsoren gut honorierten und in der Öffentlichkeit weitaus populäreren Mittel- und Langdistanztriathlon wird -da nicht olympisch- von der Zuständigkeit der NADA nur am Rande miterfasst.
Als mein Sohn noch im C-Kader der DTU war, hatte er rund 6-7 Trainingskontrollen (plus mehrere Wettkampfkontrollen) pro Jahr, also eine ähnliche Kontrolldichte wie der aktuelle Ironman-Weltmeister Jan Frodeno.
Seit er überwiegend Mitteldistanztriathlons bestreitet, ist die Kontrolldichte massiv zurückgegangen. In diesem Jahr hatte er keine einzige Trainingskontrolle und bei ca. 12 oder 13 Wettkämpfen nur eine einzige Wettkampfkontrolle. Und das, obwohl er bei fast jedem Wettkampf auf dem Podium stand, Preisgeld verdiente und seine ersten Profisiege einfuhr.
An fehlendem Geld kann die niedrige Kontrolldichte nicht liegen, denn im Bereich der Mitteldistanzen ist grundsätzlich viel mehr Sponsorengeld, Startgeld, Verbandsgebühren und Geld aus Lizenzeinnahmen unterwegs. Die Einnahmen aus Elitelizenzen,Tageslizenzen und Startpässen der Mittel- und Langdistanztriathlons sind auch ein wichtiger Finanzierungspfeiler der DTU und die WTC verlangt von Profis noch einmal eine separate Ironmanlizenz für fast 1000 USD jährlich, die ebenfalls dem Antidopingkampf zugute kommen sollte. Es gibt aus meiner Sicht keine Unterfinanzierung in diesem Bereich, sondern es fühlt sich niemand für die Finanzierung des Antidopingkampfes hier zuständig. Die WTC spart sich Ausgaben für Dopingtests, da sie den return-on-investment reduzieren und die Verbänder geben nur ein Minimum ihrer Mittel für Kontrollen in diesem Bereich aus, da sie eben eher die WTC sowie Challenge in der Verantwortung für den Profisport sehen.
Wahrscheinlich bräuchte man einfach mal wieder ein bis zwei handfeste Dopingskandale mit prominenter Beteiligung, die das Image des Triathlons als Ganzen gefährden, damit alle Parteien mal wieder ihre Strukturen für den Antidopingkampf grundlegend überdenken und ein wirksames Antidopingkonzept im Bereich des Mittel- und Langdistanztriathlons entwickeln z.B. auch mit Blutpässen, wie es sie seit Jahren im Profiradsport bei den WorldTour-Teams gibt.
Ohne engmaschige Kontrollen kann es aber auch nahezu keine Dopingskandale geben, weil wenn kaum kontrolliert wird, kann man auch kaum jemanden erwischen. Allenfalls als "Kollateralschaden" polizeilicher Ermittlungsverfahren wie z.B. bei der Operation Aderlass wäre es aktuell denkbar, dass professionelle Betrüger (die es, das sagt einem die allgemeine Lebenserfahrung höchstwahrscheinlich auch im Triathlon nach wie vor gibt) erwischt werden könnten.