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Zitat von FlyLive
Nehmen wir die Homoehe - es gibt immer noch viele Menschen, die diese Änderung schlecht finden - oder unnötig finden. Hier kann man die Politik und die Kirche kritisieren, den Homosexuellen diskriminierend im Wege gestanden zu sein. Aber nicht der persönlichen Meinung eines Einzelnen. Solange dieser sich nicht während der Eheschließung zwischen die Eheleute wirft und versucht den Bund zu verhindern.
Aktives handeln gegen die Rechte Dritter ist zu kritisieren. Passives handeln muss man nicht kritisieren.
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Das sind zwei Argumente.
1. Passives Handeln kann durchaus kritikwürdig sein. Das war eine lange Debatte in den 60er-Jahren, als die Nazi-Zeit aufgearbeitet wurde. In der NS-Zeit gab es viel passive Zustimmung, oder wie man das nennen will. Die Sache war kompliziert. Aber wir sollten doch daraus gelernt haben, dass auch passive Mitläufer eine Verantwortung tragen.
2. Was die Homo-Ehe angeht: Hier würde ich vor allem betrachten, wer am Schluss die Zeche zahlt. Du sprichst viel von Harmonie, und dass jeder glauben soll, was er will, und dass man nicht zu viel daran kratzen sollte. Aber wer zahlt den Preis dafür?
Gläubige, die den Preis selber zahlen, haben meinen Segen. Wo jedoch
andere den Preis bezahlen, beginnt mein Widerspruch.
Ein Beispiel dafür, dass Gläubige den Preis selber zahlen, bestünde darin, dass sie
selbst keine Homo-Ehe schließen. Aber nicht, dass sie andere daran hindern, während sie selbst verheiratet sind und stets betonen, wie wichtig das für ihr Glück sei. Nach meinen Maßstäben ist das schäbig.
Jens Spahn, CDU, hat in der besagten Abstimmung zuerst so abgestimmt, dass das Thema nicht auf die Tagesordnung kommen sollte. Ein paar Monate später hat er seinen Freund geheiratet. Kritik daran halte ich für angemessen.
Eine Sache noch: Die Homo-Ehe ist einerseits ein Verwaltungsakt. Aber es ist andererseits jedem klar, dass es
vor allem um eine Beendigung einer Verachtung geht. Es geht eine lange Zeit der Schmähung und der Schande zu Ende. Aus dieser Linse betrachtet beobachte ich in der Auseinandersetzung eine gewisse Niedertracht. Den Kirchen ging es überhaupt nicht um den Verwaltungsakt, sondern dass etwas gut geheißen wurde, was sie zutiefst verachtet. Die Kirchen haben Angst, dass ihr offener Hass gegen Homosexuelle nicht mehr salonfähig sein könnte.