Szenekenner
Registriert seit: 28.10.2011
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Zur Atmung hört man von vielen so einiges.
In letzter Zeit fand ich dazu eigentlich nur zwei Beiträge interessant - von swim box und vom Race Club, über die ich schon mal berichtet hatte:
Zitat:
Zitat von schnodo
In den letzten Tagen habe ich mich, nachdem ich mal wieder im TriSwimCoach-Podcast darüber gestolpert bin, als Trockenübung mit der explosiven Atmung beschäftigt, so wie sie von SwimBox als Kurs angeboten wird.
Das Ganze nennt sich "Foundational Breathing Method" und soll durch veränderte Atmung und Atemhaltung die Rumpfstabilität und die Wasserlage verbessern. Weil es mir keine Ruhe gelassen hat, habe ich als frühes Ostergeschenk die Kohle in die Hand genommen, umgerechnet 85 Euro mit Mehrwertsteuer, und den Online-Kurs gebucht.
Insgesamt finde ich die Inhalte etwas mager aber das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gerade noch vertretbar. Wie in vielen anderen Fällen erkauft man sich die Zeit, die man ansonsten bräuchte, sich das Material selbst zusammenzusuchen und verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren.
Aufs Wesentliche reduziert läuft es auf Folgendes hinaus: - Bei der Atmung auf Zwerchfellatmung konzentrieren und den unteren Rumpfbereich "aufblasen"
- Ausatmen wenn die ziehende Hand auf Höhe des Brustkorbes ist
- Explosiv ausatmen, aber die Lunge nur zur Hälfte entleeren
- Beim Einatmen die Lunge nur zu 80% füllen
- Ansonsten beim Schwimmen die Luft anhalten
Diese Vorgaben habe ich heute zum ersten Mal ins Wasser gebracht und eine ganze Zeit gebraucht, mich an diese ziemlich ungewohnte Form der Atmung zu gewöhnen. Was mir direkt auffiel, war die spürbare Verbesserung der Wasserlage. Normalerweise muss ich mich sehr strecken und verschiedene Muskeln aktiv ansteuern, um flach im Wasser zu liegen. Das wurde heute ganz alleine durch die Konzentration auf das Luftmanagement erledigt. Der untere Rücken poppte korkenähnlich an die Wasseroberfläche - zumindest fühlte es sich so an.
Nach einigem Üben hatte ich das Gefühl, dass ich die Sache ansatzweise begriffen und unter Kontrolle habe und ich wollte mal überprüfen, ob sich das irgendwie messbar auf mein Tempo niederschlägt. Also habe ich den Wecker mitlaufen lassen. Nachdem ich sah, dass vergleichsweise lockeres Schwimmen mit 1:44.x auf 100 m schneller war als sonst (fühlte sich eher an wie 1:50), habe ich kurzentschlossen einen 100-m-Bestzeit-Versuch gemacht, der nicht besonders toll vorbereitet oder umgesetzt war.
Trotz der halbherzigen und technisch fragwürdigen Exekution habe ich meine alte Bestzeit von 1:40.21 ziemlich deutlich unterboten: Die 1:37.94 hätte ich mir nicht zugetraut. Danach bin ich noch einen zügigen, verdutzten 100er geschwommen und auch da fiel es mir relativ leicht, unter 1:41 zu bleiben.
Es scheint tatsächlich so zu sein, dass diese Art der roboterhaften Atemtechnik dafür sorgt, dass ich besser schwimme. Ich werde in den nächsten Wochen mal sehen, wie ich damit zurecht komme und dann entscheiden, wie es weitergeht mit der schnodolischen Atmung. Für heute bin ich auf jeden Fall sehr mit mir zufrieden und habe entschieden, dass ich von meiner 30-Tage-Geld-zurück-Garantie keinen Gebrauch machen werde. 
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Zitat:
Zitat von schnodo
The Race Club hat ein interessantes neues Video: How to Breath [sic] in Swimming
Garry Hall Senior sagt darin, dass sie gemessen haben, dass durch die Luftblasen, die beim permanenten Ausatmen durch die Nase ("trickle exhalation"), unter dem Körper entlang wandern der Strömungswiderstand um fast 10% reduziert wird, verglichen mit Luftanhalten und explosivem Luftaustausch.
"Wer misst, misst Mist" heißt es bekanntlich, aber mich würde interessieren, ob da etwas dran ist. 
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Zur Atmung gibt es noch diesen Thread, der auch lesenswert sein könnte: Schwimmen – Probleme mit dem Ausatmen
Zitat:
Zitat von schnodo
Leider ist die Atmung aus meiner Sicht ein komplexes Thema, bei dem es keinen allgemeingültigen richtigen Weg gibt, sondern wo jede(r) - oft unter Mühen - für sich selbst herausfinden muss, was funktioniert und was nicht. Auch ich kann Dir also - wenig überraschend - nicht sagen, was das Beste für Dich ist, sondern Dir höchstens Anregungen zum Ausprobieren geben.
Ich habe die "explosive" Ausatmung kurz vor dem Einatmen recht spät für mich entdeckt und festgestellt, dass sie gut funktioniert. Allerdings basiert diese auf der Annahme, dass oft und wenig geatmet wird - im Gegensatz zu seltener und vollständig.
Was die oft empfohlene komplette Entleerung der Lunge angeht, so meine ich, dass diese schwerer zu erreichen ist, als sich viele vorstellen und ich bezweifle, dass sie wünschenswert ist. Ich möchte wetten, dass die meisten, die meinen im Wasser "vollständig auszuatmen", noch ordentlich Luft im Tank haben. macoio weiß, wovon er schreibt. Bei den angesprochenen Sink-Downs merkt man schon, dass es anstrengend ist, die Lunge komplett zu entleeren. Und gerade das Atmen sollte aus meiner Sicht nicht auch noch in außergewöhnliche zusätzliche Anstrengung ausarten, sondern möglichst unauffällig nebenher geschehen - "an afterthought", wie es mal jemand treffend beschrieben hat.
Als ich heute nach zwei Wochen endlich mal wieder geschwommen bin, musste ich an diesen Thread denken und hatte eine Idee, die ich ausprobiert habe. Momentan schwimme ich ziemlich viel mit Schnorchel, weil ich merke, dass die Bewegung, die fürs Atmen notwendig ist, mich zu sehr von den Technikdefiziten ablenkt, die ich noch zuhauf habe. Ich habe heute versucht, auch beim Schwimmen mit Schnorchel die Atemsequenz so zu koordinieren als würde ich ohne Schnorchel schwimmen. Das war anfangs ungewohnt, weil ich normalerweise mit Schnorchel nach Lust und Laune atme, hat sich dann aber eingependelt. Dabei habe ich gemerkt, dass ich oft unbewusst eine Pause einfüge, die nicht produktiv ist. D.h. ich atme kurz vor dem Finish des Zuges heftig aus, mache dann unbeabsichtigt die Pause, und atme dann erst ein. Eigentlich ist es so gedacht, dass das kräftige Ausatmen eine Unterdruck erzeugt (vielleicht auch nur in meinem Kopf), der die frische Luft fast von selbst die Lunge bzw. den Bauchraum fluten lässt.
Lange Rede, kurzer Sinn, hier eine Anregung für Dich: Falls Du einen Schnorchel hast, benutze diesen und simuliere die Atmung - 2er, 3er, 5er, was Du so im Programm hast und vergleiche, wie es sich anfühlt, um festzustellen wo es hakt und experimentiere mit gleichmäßiger und explosiver Ausatmung. So hast Du die Möglichkeit die Atmung zu variieren, ohne durch die Kopfbewegung die Wahrnehmung zu stören.
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Geändert von schnodo (15.09.2020 um 16:11 Uhr).
Grund: Nachtrag: Schwimmen – Probleme mit dem Ausatmen, Formatierung
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