Zitat:
Zitat von schoppenhauer
Da bin ich ganz bei Dir. Dieses hier immer wieder postulierte "Ich hab ja nix gegen deinen Glsuben, nur die Kirche find ich böse!" gibt es nicht.
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Die Begriffe "der Glaube" oder "mein privater Glaube" sind unterschiedlich und werden unterschiedlich kritisiert, wenn überhaupt. Wiederum zu unterscheiden sind Bibel, Bibelglaube und die Lehren der Kirchen. Du freust Dich nun, weil Du denkst, es ginge darum, dass man nichts davon, weder den Glauben, noch den Gläubigen, noch die Bibel, noch die Kirchen kritisieren dürfe.
Zitat:
Zitat von schoppenhauer
Schon gar nicht in der Wirklichkeit der Gläubigen.
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Nun kritisieren Gläubige aber andauernd den Glauben von anderen. Es macht ihnen überhaupt nichts aus. In der Bibel erfährt man mehr darüber, was man den
Andersgläubigen antun wird, als darüber, was eigentlich gut und moralisch wäre. Letzteres kommt, wenn überhaupt, nur ganz am Rande vor. Dasselbe Bild ergibt sich, wenn man aktuelle Predigten
anhört oder
nachliest oder auf christlichen Webseiten stöbert. Stets geht es um den dringenden Abwehrkampf gegen den Unglauben.
Ich bin nicht sicher, ob Gläubige per se etwas gegen einen kritischen
Diskurs haben. Ich habe einen hübschen Schwung theologischer Fachbücher, geschrieben von gläubigen Theologen, und dort wird der eigene Glaube kritisch diskutiert und die Meinung anderer Fachkollegen respektvoll bezweifelt. Dies geschieht auf eine zivilisierte und intellektuelle Weise, anhand von Argumenten, ohne dass jemand dazwischenruft, der vom Thema keine Ahnung hat und sich sogar damit brüstet.
Die berühmtesten Theologen des Christentums wurden deshalb berühmt, weil sie an dieser Debatte teilgenommen und ihr etwas hinzugefügt hatten. Etwa Augustinus, Thomas von Aquin, Anselm von Canterburry oder zahlreiche andere, die so einflussreich waren, dass einige Gläubige im Thread offenbar davon überzeugt sind, die Ansichten dieser Herren wären Zitate von Jesus. Oder nimm Martin Luther. Auch er hatte nichts gegen einen kritischen Diskurs einzuwenden.
Diesen theologischen Diskurs respektiere ich. Ich besorge mir sogar die Bücher und verwende viel Zeit darauf, sie zu verstehen. Ich habe immerhin eines davon zum gemeinsamen Lesen vorgeschlagen, geschrieben von Papst Ratzinger. Ich kann also
diesen Diskurs respektieren, ohne dass ich seinen Schlussfolgerungen zustimmen müsste.
Umgekehrt kann ich ebenfalls erwarten, dass auch
meinen Beiträgen ein gewisser Respekt entgegen gebracht wird. Nach meiner Ansicht weist Deine Strategie hier eine gewisse Lücke auf. Es erinnert eher an eine Schulhof-Prügelei als an einen intellektuellen Diskurs. Ich vermisse Argumente.
Sicherlich ist es zutreffend, dass der
Volksglaube nicht kritisiert werden möchte -- also abgegrenzt vom zivilisierten Diskurs einiger Theologen. Aber es ist ebenfalls zutreffend, dass der Volksglaube eigentlich über
gar nichts reden möchte.
Diese "Volksgläubigen" fühlen sich womöglich nicht von der Kritik herausgefordert, weil sie ein
Umdenken erfordert, sondern weil sie ein
Nachdenken erfordert.
Die Reaktionen auf Kritik sind ja ungefähr identisch mit den Reaktionen auf Fragen der Moral, Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Wahrheitsliebe, Redlichkeit.
Christen werden böse, wenn man sie nach dem Christentum fragt. Ist Gott gerecht? Diese Frage macht Christen wütend. Was bedeutet "Trinität"? Das sind keine hinterhältig gewählten Themen, sondern das sind christliche Allgemeinplätze. Sobald sie auf den Tisch gelegt werden, bricht die Debatte ab. Wie erklärst Du Dir das?