Zitat:
Zitat von Körbel
OT!!
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Leise Töne in einem guten Interview sind manchmal mehr wert, als laute Polterei.
Und die Konsumkritik trifft zu 100% den Nagel auf den Kopf!
Wie wir hier schonseit Monaten beteb:
Jeder hat es in der Hand!!!
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Ich finde, das Interview weckt halt damit die Illusion, über freiwillige Konsumänderungen und Appelle an das individiuelle Konsumverhalten das Klima retten zu können. Wenn ich meine Eltern oder Grosseltern mit den Enkeln oder Urenkeln vergleiche, da liegen Welten beim Konsum dazwischen. Meine Eltern kauften einmal im Leben bei der Heirat Möbel. Die standen bis zum Tod in der Wohnung. Ähnlich verhielt es sich bei Geschirr und Bettwäsche, was man früher wie auch die Möbel oft noch vererbte. Man trug Schuhe, wo man die Absätze und ganze Sohlen erneuern konnte. Die Windjacken, der Wintermantel, ein Pullover hielten fast ein ganzes Leben. Im Vergleich dazu die Enkel: Wechselnde Sneaker und Klamotten je nach Mode, Fashion-Style, jährlich usf, Reparatur teurer als Neukauf. Man kennt es, ich brauche es nicht einzeln aufzuzählen, das Internet bringt die Trends und Shops in die hintersten Winkel der Erde.
Woran liegt eine solche Entwicklung? Ich erkläre mir das mit der politischen Ökonomie:
* Für den Hersteller der Produkte und Verkäufer sind die Produkte und ihr Gebrauchswert, ihr Nutzen
in erster Linie deswegen relevant, weil sie Träger eines Tauschwertes sind. (Ein Teil des Tauschwertes stellt der Profit dar, der sich erst beim Verkauf auf dem Warenmarkt realisiert.)
* Heute kann man fast alle Waren im Überfluss herstellen. Da die Waren allein zur Verwertung des Kapitals dienen, müssen sie schnell zirkulieren und schnell wieder ersetzt werden. Auch das Recycling unterliegt den Gesetzen der Kapitalverwertung! Je mehr Recycling, um so besser für die Kapitalverwertung, umso mehr Anlageprodukte für das Finanzkapital. (Die Grünen fordern in der EU ein Label für grüne Finanzprodukte.). Die automatisierte Massenherstellung ist oft billiger, weniger zeitaufwendig, wie die Handwerker-Reparatur der Ware.
* Deswegen erhalten die Gebrauchswerte glitzernde Oberflächen, Verpackungen, Werbebotschaften, Versprechungen mit (Markt-/Konsumforschung). Dieser Wertanteil beträgt oft 1/3 bis 3/4 des tatsächlichen Verkaufspreises. Weniger anziehende Oberflächen trotz hohem Gebrauchswertes, z.B. bei Gemüse, Obst etc,, werden weggeworfen.
* Die Herstellerkonzerne sind unvergleichlich mächtiger wie der Konsument. Der Käufer tritt auf dem Markt als Vereinzelter dem Handel sowie dem Hersteller gegenüber. (Anders die Lohnabhängigen, die sich gewerkschaftlich organisieren können.). Die mächtigen Hersteller und wenige, starke Discounter im Handel bestimmen die Werbung, mit der sie auch neue, künstliche Bedürfnisse schaffen.
* Auf dem Markt erlebt der Konsument seine scheinbare Freiheit als Käufer in einem Warenparadies, während die Arbeit oft Mühe, Stress, Unterordnung bedeutet. Die Waren sprechen seine sinnliche Wahrnehmung an. (siehe mal in unsere Radthreads etc.)
* Diese Konsumformen breiten sich auf der Welt weiter aus (globales Wachstum).
Sorry für die etwas längeren Ausführungen, es war mir einfach mal ein Bedürfnis, das kurz niederzuschreiben, was sonst Bände füllt, weil das Konsumthema hier ein Dauerbrenner ist. Ich hoffe, ich konnte damit in Kürze verständlich machen, weswegen ich den Konsumappell im Interview mehr als naiv für eine Lösung der Erderwärmung und Umweltverschmutzung empfand für eine promovierte Funktionärsträgerin bei Green Peace.