Im Artikel für die Stuttgarter Nachrichten wurde der Fall ja ausführlicher umrissen als in dem für die Frankfurter Allgemeine.
Das finde ich gut und wichtig.
Mein Rechtsempfinden ist so, dass ich das Schmuggeln von Dopingsubstanzen für den Eigenbedarf als wesentlich weniger schlimm erachte als das Schmuggeln größerer Mengen an solchen Substanzen, die zum Teil auch oder vollständig an andere weitergegeben werden (sollen).
Es ist ja auch so, dass nach deutschem Recht ein Unterschied gemacht wird zwischen dem Besitz von Drogen für den Eigenbedarf bzw. geringer Mengen oder eben dem Besitz größerer Mengen.
Klar - ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Sportlerin wirklich glaubte Dopingsubstanzen in ihrem Gepäck zu haben, aber ganz unmöglich ist es nicht.
Die geäußerte Angst vor Leuten, die anderen Drogen ohne ihr Wissen in das Gepäck unterschieben, ist in meinen Augen verständlich, auch wenn es nicht unbedingt plausibel ist, dass es diese Ängste gibt und sie so stark sind sich dazu überhaupt nicht äußern zu wollen, obwohl man (angeblich) nicht einmal weiß, wer diese Leute sind.
In Bezug auf die Überschneidungen und fliessenden Übergänge verurteile ich das Schmuggeln, das Verkaufen oder den Handel von Dopingsubstanzen, die körperlich und bzw. oder psychisch süchtig machen (können) bzw. die als Drogen verwendet werden können wesentlich mehr als im Prinzip auf der einen Seite sehr ähnliche Delikte, mit dem entscheidenden Unterschied, dass es sich um Substanzen handelt, die überhaupt nicht abhängig machen können.
Zitat:
Zitat von William Lowenstein (Suchtforscher):
Es gibt mehrere Antworten auf Ihre Frage zum Verhältnis zwischen Doping und einer daraus folgenden Sucht. Die erste Antwort ist ganz einfach chemisch. Wenn man Dopingmittel nimmt um den Sport täglich auszuüben, trainiert man eine pharmakologische Abhängigkeit. Und wenn man mit dem Leistungssport aufhört, geht diese Abhängigkeit weiter.
Die Mehrheit wird ihre Dopingmittel weiter benutzen, besonders wenn es sich um anabole Mittel handelt, andere werden sich in den Alkohol flüchten, Kokain oder manchmal Heroin, manche leiden auch unter Essstörungen, nehmen innerhalb eines oder zwei Jahren 10, 15, 20 Kilo zu. Die erste Antwort ist also eine chemische, weil es sich um Ersatzhandlung zu den Leiden des Sports handelt und dem Versuch der Substitution.
Die zweite Antwort ist vielmehr eine Verhaltenssoziologische: Wenn ein Sportler mit 12, 13 Jahren seine Karriere voller Hoffnungen beginnt und oft sein familiäres Umfeld verlässt und dann mit 30, 35 seine Karriere beendet, ist das als ob er in eine andere Galaxie wechselt. Er verlässt eine Umgebung, in der alles für ihn vorbestimmt war, Wettkämpfe, Trainingszeiten, Rhythmen, alles bis auf den Millimeter geplant. Und er findet sich plötzlich in einer großen Leere. Um diese auszufüllen, ist die Versuchung oft groß, auf diese Mittel, Alkohol, Kokain, Heroin zurückzugreifen um das Gefühl des Taumelns zu begrenzen, in der Existenz nach dem Ende der Karriere und dem Verlust der sportlichen Aktivität.
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Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/sucht...icle_id=428840