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Zitat von Necon
Die Frage die ich mir oft stelle ist, brauchen wir große industrielle Betriebe, oder könnten wir es auch mit einer Rückkehr zu vielen kleinen Bauern schaffen. Natürlich hätte man dann Restriktionen, also man müsste tatsächlich regional und saisonal kaufen und essen, aber ist das wirklich ein großer Einschnitt?
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Die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte gab es dieses Modell der kleinen, lokalen Landwirtschaft (bis in den real existierenden Sozialismus hinein, wo jeder versucht hat, sein Gemüse anzubauen, da es im Handel nichts gab.). Ich fürchte aber, daß es bei der aktuellen Bevölkerungsdichte an deutliche Grenzen stoßen dürfte: man bräuchte viel mehr Menschen, die von der Landwirtschaft leben (heute < 4 %, glaube ich in D) und dazu bereit sind; man bräuchte viel mehr landwirtschaftliche Fläche - auf Kosten von Wäldern? Flußauen?, da die Produktivität und Wirtschaftlichkeit bei kleinen Betrieben (bei gleich guter Führung) immer schlechter ist, als bei großen. Aus dem gleichen Grund, wie auch wegen des größeren lokalen "Overhead"-Anteils würden die Lebensmittelpreise für alle sehr deutlich steigen. Es wären weiterhin die großen, überregionalen Vertriebswege nötig, wenn man lokale Versorgungsproblemew wegen lokal schwankender Ernten ausgleichen können will - die rein lokale/regionale Versorgung ist inherent hochempfindlich, da Ernten nicht planbar sind.
Die Menschheit hat schon immer daran gearbeitet, die Produktivität zu erhöhen - nur dieser Trieb hat die Entwicklung bis hin zu unserer heutigen Zivilisation mit all ihren Errungenschaften (und Fehlentwicklungen) ermöglicht. Es gab zwar immer "Systemverweigerer", die ihre Nische gefunden haben - aber ein ganzes Wirtschaftszweig quasi in ein "niedrigeres" Entwicklungsstadium zu versetzen halte ich für unwahrscheinlich, da es dem menschlichen Trieb zur Verbesserung der Effizienz (mehr Ergebnis bei weniger Arbeit) widerspricht. Die Idee erinnert an Star-Trek Utopien von ganzen Planeten, die der technischen Zivilisation entsagen, um in einem idyllischen "Urzustand" zu verharren. Nur: wie weit zurück ist dann weit genug?
Ich denke, die Zukunft sollte man nie in der Vergangenheit suchen. Lokal-regionale Lebensmittelversorgung mit minimalen Transportwegen ist höchst sinnvoll - und das sollte aber auch mit modernen Betriebsformen machbar sein, ohne Rückkehr in überholte, unwirtschaftliche Methoden.