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Alt 12.06.2019, 09:18   #14786
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Die verlinkte Webseite ist eine gute Zusammenfassung des Theodizeeproblems sowie der üblichen Lösungsversuche. Lang, aber gut. Danke für den Link!

Der Text zeigt, warum einzelne Halbsätze kein geeignetes Mittel sein können, dieser komplexen und bereits sehr detailliert debattierten Problematik gerecht zu werden.

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Ich würde den dort vorgestellten Argumenten noch hinzufügen wollen, dass es womöglich nicht nur theologische oder philosophische Gesichtspunkte gibt, sondern auch psychologische. Die kalte Empathielosigkeit, die das Leid auf der Welt einfach vom Tisch wischt, als etwas, was der Mensch eben hinzunehmen hätte (oder für das er sich noch bedanken solle), hat womöglich psychologische Gründe. Jedenfalls ist es nicht ausgeschlossen.

Die Tatsache, dass wir das Theodizeeproblem überhaupt als Problem empfinden, entspringt einem Mitgefühl, einem Mitleid. Nicht alle Menschen sind dazu in der Lage. Üblicherweise betrachtet man das Fehlen von Mitgefühl als einen Defekt.

Selbst wenn das Theodizeeproblem gelöst werden könnte, d.h. wenn alles Leid ohne Zweifel gerechtfertigt werden könnte, wäre das Leid ja trotzdem noch vorhanden. Die Frage wäre dann, ob man diese Antwort als befriedigend betrachtet oder nicht. Für mich persönlich wäre es nicht befriedigend, das Vorhandensein von Leid erklären zu können. Ich könnte das Problem damit nicht einfach abhaken.

Ich würde also wachsam sein, ob die Theologen, die uns die wunderbare Schöpfung inklusive des Leids wortreich erklären wollen, nicht vielleicht einen kleinen Knall haben, und ob dies nicht vielleicht die wahre Motivation für diese Erklärungen ist.

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Ein weiterer Punkt: Menschen haben ein Recht darauf, auch gegen "gerechtfertigtes" Leid zu protestieren. Wenn Gott alles so eingerichtet hat (oder einrichten musste), dass Leid eben eine logische Konsequenz ist, dann bedeutet das nicht, dass Menschen dies einfach so hinzunehmen hätten. Es steht den Menschen zu, die Dinge anders zu beurteilen. Eine Erläuterung der "göttlichen Gründe" bedeuten nicht, dass die Menschen damit einverstanden sein müssten.

Die oft sehr umständlichen Betrachtungen des Theodiezeeproblems laufen oft darauf hinaus, dem Menschen dieses Recht auf eine eigene Beurteilung (und auf Protest) abzuschwatzen. Mit anderen Worten: Die Leute werden für dumm verkauft, wenn ihnen eingeredet wird, wie großartig alles wäre, und dass sie angesichts dieser Großartigkeit den Mund zu halten hätten.

Es scheint so, als wäre dies das eigentliche Ziel der Theologen, nämlich, dass die Menschen den Mund halten.
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