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Alt 29.03.2019, 23:03   #13762
waden
Szenekenner
 
Registriert seit: 07.01.2014
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Beiträge: 1.121
Zitat:
Zitat von keko# Beitrag anzeigen
Diese Trennung geht halt nicht. Weil Religionen von Menschen (Gläubigen) getragen werden. Habe ich auch schon oft erwähnt.

Der Spaß mit dem "Privaten" hört dann auch auf, wenn man Kirchensteuer zahlt und mehr oder weniger mitverantwortlich gemacht wird für Verbrechen.
Diesen Punkt verstehe ich vielleicht teilweise. Ich finde es auch schwierig, die Privatheit des individuellen Glaubens stehen zu lassen, wenn dieser Glaube Ausgrenzungen wie Auserwähltheit enthält bzw. Diskriminierungen, weil dieser doch immer wieder ins Soziale wirkt; niemand sitzt nur alleine zu Hause. Hier grenzt Glaubensfreiheit wie auch Meinungsfreiheit an unser staatliches Recht; und manche religiöse Glaubensinhalte oder sonstige Meinungen sind nur schwer zu ertragen. Andererseits ist es natürlich das Wesen der freiheitlichen Gesellschaft, diese Zumutungen bis zur sozial gesetzten Grenze zu erdulden.

Dein Argument in diesem Zusammenhang habe ich so verstanden, dass wir beispielsweise auch einer Partei die Stimme geben, deren Politik wir nicht vollständig unterstützen, ohne dass wir uns jeden Punkt des Parteiprogramms zu eigen machen wollten. Und ebensowenig willst Du Dir die Verbrechen der Kirche persönlich anrechnen lassen, nur weil Du diese als Ganzes unterstützt. Das kann ich insofern nachvollziehen.

Für mich habe ich eine andere Abwägung getroffen, weil ich finde, dass die Kirche mit ihren enormen Reichtümern verkehrt umgeht. Sie benutzt ihren großen materiellen Reichtum nicht für soziale Belange, sondern vermehrt diesen noch immer weiter. Ich finde das abstoßend, weil es den eigenen hehren Grundsätzen widespricht. In den kirchlichen sozialen Einrichtungen wird zumeist insofern ein Etikettenschwindel betrieben, als die meisten Leistungen von staatlichen Steuern erbracht werden. Das Thema Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde hier ja auch schon beschrieben und kritisiert.

Auch als Nichtmitglied bezahle ich mit meinen Steuern die Bischofsgehälter wegen einer Vereinbarung vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Das empfinde ich als völlig unangemessen. Die Kirche hat es immer verstanden, auf Seiten der Mächtigen zu stehen und so Geld und Macht zu erhalten; so gelingt es ihr heute, dass die meisten Parteien, insbes. CDU und SPD nicht auf die Trennung von Kirche und Staat hinwirken wollen.

Die Kirche war immer reich und auf der Seite der Reichen. Sie hat genug Geld. Ich empfinde es als obszön, in einer Kirche für das "Anzünden" eines Batterieteelichts 1 oder 2 Euro zu verlangen. Früher habe ich auch im Gedenken an Verstorbene gerne eine Kerze angezündet. In Turin stand auf dem Spendenkasten neben dem Duplikat des Tuchs, das angeblich das Antlitz Jesu zeigt, der Hinweis, man solle keine Münzen, sondern nur Scheine einwerfen. Meiner verstorbenen Verwandten und Bekannten gedenke ich inzwischen lieber bei einem Blick über eine Wiese.

Dass der Missbrauchsskandal hier so eine große Rolle einnimmt, stört Dich. Ich habe inzwischen verstanden, dass Du das (natürlich) auch als ein zu bekämpfendes Verbrechen siehst; du findest offensichtlich aber, dass dem Thema derzeit in den Medien und diesem Thread zuviel Gewicht beigemessen wird.Es ist aber ein wichtiger Punkt, weil hier auf haarsträubende Weise die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit offensichtlich wird. Natürlich ist Kindesmißbrauch ein Phänomen, das nicht nur in Kirchen vorkommt. Aber die Dimension der systematischen Vertuschung ist einzigartig; und der Umstand, dass Kardinäle ihr Mitgefühl mit den Tätern äußern statt mit den Kindern, macht sprachlos.

Ih habe Dich so verstanden, dass Du befürchtest, dass der Islam das spirituelle Bedürfnis in Deutschland befriedigen würde, wenn man das Christentum erstmal beseitigt habe (bitte entschuldige, falls das nicht exakt Deine Formulierung wäre). Wenngleich ich mir das so nicht vorstelle, wundere ich mich doch auch, wie heftig in Deutschland das Christentum kritisiert wird (zurecht wie ich finde), und wie zurückhaltend die Kritik am Islam ausfällt. Hier herrscht nach meinem Empfinden eine viel größere Rücksichtnahme gegeüber den Gläubigen.

Ich fände wichtig, im Rahmen des Aufzeigens rechtstaatlicher Grenzen für das Ausleben islamischer Glaubensinhalte eben dies auch klar beim Christentum zu tun. Wer nicht will, dass Kinder nicht im schulischen Islamunterricht indoktriniert werden, hat kaum Argumente, den christlichen Religionsunterricht zu rechtfertigen. Bezeichnenderweiese sprachen sich in Bayern nach einer Pilotphase mit Islamunterricht in staatlichen Schulen alle Parteien für eine Fortführung aus (den SZ-Artikel vergangene Woche habe ich "print" gelesen und kann ihn deshalb hier gerade nicht verlinken) mit Ausnahme der AfD und der FDP; letztere sprach sich für einen "Dialogunterricht" für Gläubige alle Glaubensrichtungen aus. Diese Trennung von Kirche und Staat hielte ich für alle Konfessionen, und eben auch das Christentum für wichtig.

Meine Arbeitstage erlauben es meist nicht, an der regen Diskussion laufend teilzunehmen, weshalb ich jetzt hier etwas länglich geschrieben habe. Ich schaffe es tagsüber oft so gerade, mitzulesen...

Geändert von waden (29.03.2019 um 23:09 Uhr). Grund: rechtschreibung
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