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Alt 15.01.2019, 20:54   #2280
Pantone
Szenekenner
 
Registriert seit: 08.05.2008
Beiträge: 1.805
Captain Ahab hatte ein Holzbein und hat Moby Dick gejagt. Mit meiner Augenklappe hätte ich seine Schwester sein können, dachte ich.

Freut mich, wenn Euch meine Geschichten gefallen, danke !

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Wo die Harke hängt


Heute Mittag sitze ich an meinem Schreibtisch und versuche eine Dankeskarte zu formulieren. Mit meinem 12-jährigen Mitbewohner ist alles geklärt (Ja, Du musst bis 15:25 Uhr fertig sein, weil wir dann los müssen, ja, wie immer. Du hast alles im Griff? Gut).

Der Junior ist im unteren Geschoss und rührt keinen Finger. Dafür höre ich es in meinem Inneren ticken: mütterliche Uhr und Zeitbombe zugleich. Ich konzentriere mich auf meine Atmung.

Ich setze den Füller an und schreibe schwungvoll: "Danke für den Chaffeurservice, ..." (ATMEN!) "das tolle Catering, ..." (ATMEN!) ".... die superschönen ...." "MAMA, soll ich mich jetzt fertig machen???" ATMEN!!!ATMEN!!!ATMEN!!! "Sag´ ich nichts mehr zu ... verdammt .... jetzt habe ich mich verschrieben" ATMEN, SCHNAUF!!! "MAMA, weißt Du, ..." "Ich kann jetzt nicht!!! Mist, schon wieder verschrieben, jetzt kann ich die Karte wegschmeißen ...." SCHNAAUUUUUFFFF!!!

Der Blonde kommt die Treppe hoch gepoltert und ruft plötzlich aus dem Zimmer hinter mir: "Heute hab´ ich richtig Bock aufs Torwarttraining, den zeig ich heute mal so richtig, wo die Harke hängt." Ich lache auf. "Äh, nee, wo der Haken hängt." "Wird ja immer besser", lache ich und habe inzwischen die chamonisfarbene Karte mit goldenem Steuerrad in den Papierkorb befördert und einen Bogen elfenbeinfarbenes Briefpapier gegriffen. "Mama, wie heißt das noch mal?" "NICHT JETZT!!!", brülle ich und schreibe meinen Text - wenn auch nicht in Ruhe, aber doch zumindest - zu Ende.

Mein Junior schafft es in den nächsten 10 Minuten, seine Sachen für Outdoor- und Indoortraining zu packen. Wie er alles das in einen Rucksack normaler Größe bekommt, weiß ich nicht, aber ich vertraue dem Fachmann. So legen wir pünktlich ab und klären im Auto die Feinheiten der deutschen Sprache bezüglich der Standorte irgendwelcher Werkzeuge.

Einen neuen Rekord haben wir in diesem Jahr auch schon aufgestellt: Heute waren im Briefkasten die Saisonkarten fürs örtliche Freibad und wir haben die Familienkarten mit der Nummer 5 (!) erhalten. Top Five, wow.

Ansonsten nur Gutes: Das mit dem schneeblinden Auge habe ich im Griff und nachdem ich mittlerweile drei Jobs habe, werde ich noch einen vierten bekommen. Zwei Zeitverträge an Grundschulen, einmal Teilhabeassistenz für einen Erstklässler (13 Euro pro Stunde, d.h. pro 60 Minuten) und ab demnächst eine Stunde Cardio-Training pro Woche in einem Sportverein bei uns. (Das mit dem Führungsjob hatte sich erledigt, da ich fürs Amt nicht die gängigen Kriterien erfüllte.)

Schlechte Bezahlung, aber gute Unterhaltung, würde ich meinen. Und die besten Gags gibt's frei Haus. Wer weiß, vielleicht entdecke ich ja sogar noch ein Rampensau-Gen in mir und werde in zwei Jahren vor ausverkaufter Halle Begebenheiten wie diese zum Besten geben:

„Generalprobe für die Tierreferate. Der erste Schüler beginnt: "Hallo, ich bin Anton und möchte Euch heute mein Referat vorhalten (!). Es geht um den Waran. Der Waran hat so gut wie keine Feinde. Er lebt viel vom Tourismus. Denn desto mehr Touristen, desto mehr Geld für den Nationalpark." Und als Anton mit seinem Vortrag durch ist, kommt er und fragt: "Frau Pantone, kann ich es jetzt noch mal dem Hausmeister vortragen?" Leider musste ich das ablehnen, weil die Stunde zu Ende war.“

Tosender Applaus. Bühnenabgang.

Morgen ist wieder Schwimmunterricht. Die Nichtschwimmer können jetzt auch schwimmen und vom Block springen. Mit Schwimmgürtel ist da keiner unterwegs gewesen und ich bin vorgeschwommen und mit gesprungen. Ich weiß nicht, warum, aber wenn man selber mit im Wasser ist, freuen die Kinder sich wie verrückt und sind total motiviert.

Nächster Halt: Deutschland gegen Frankreich, Handball-WM. In 45 Minuten geht´s los. Ich freue mich schon. Ganz besonders freue ich mich darauf, demnächst die DVD „Projekt Gold“ mit meinem Sohn zu gucken. Als Deutschland 2007 Weltmeister im eigenen Land wurde, war mein Sohn ein paar Monate alt und hat in der Wippe neben dem Fernseher gestanden.

Der Film zeigt den Weg zum Titel. Ich habe ihn bestimmt schon fünf Mal gesehen. Später, als mein Kind drei oder vier Jahre alt gewesen ist, hat er immer wieder auf dem Sofa gestanden und sein Opa hat auf sein imaginäres Tor geworfen. Manchmal erkannt man es noch: Er steht im Fußballtor und reagiert wie ein Handballtorwart. Glaubt man gar nicht, wie tief so Muster sitzen können.

Und jetzt geht's zum Handball.

Schönen Abend uns allen!

PS: Mittlerweile ist das Kind so groß, dass es die hier eingestellten Geschichten selbst liest und versteht und ich hole mir für die Texte jetzt die Freigaben von ihm.
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