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Zitat von LidlRacer
@Schwarzfahrer
Vielleicht nennst Du mal ein Kernargument der Klimawandelskeptiker/-leugner, das Du für überzeugend hältst und das möglichst nicht in den Wikipedia-Artikeln bereits widerlegt wurde.
Oder falls Du eine solche Widerlegung für falsch hältst, bitte ich um Begründung mit glaubwürdigen Quellen!
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Ich sehe auf beiden Seiten viel Emotion und punktuelle Argumentation, die oft mehr mit dem Disktreditieren des Gegners zu tun hat, als mit Wissenschaft. In der Sache hat mich bisher keiner voll überzeugen können, in einzelnen Punkten können beide Seiten plausibel klingen.
Ich habe mir vor einiger Zeit mehrere Publikationen beider Seiten angeschaut (nicht alle 200.000, zitiere aber hier keine), mit dem beruflichen Auge eines wissenschaftlich arbeitender Ingenieurs. Mein Eindruck über die Daten und den Schlussfolgerungen daraus kann ich grob zusammenfassen; ob dies "Kernargumente" der Skeptiker sind, weiß ich nicht. Es wird aber länger, ich kann das schlecht in zwei Sätzen zusammenfassen.
Die wirklich relevanten, aussagekräftigen Meßdaten (weniger als 100 Jahre) umfassen nur einen relativ kleinen Zeitraum, mit großer zeitlicher und räumlicher Varianz. Alle anderen Rückrechnungen auf graue Vorzeit wie auch Prognosen sind auf wenige, indirekte Messungen gestützte Modelle und Extrapolationen, also Hypothesen mit einer gewissen Plausibilität, aber auch großen Unsicherheiten, und daher nie unanfechtbar.
Die Art der Daten, die ich bisher gesehen habe, ist generell so, daß sie viel Spielraum für Interpretation lassen; je nach Anfangspunkt und Definition von "signifikant" kann ich immer Phasen der Stabilität, Abkühlung oder Erwärmung ableiten - das tun dann auch alle fleißig. Wenn ich allerdings als Ingenieur auf einer solchen Datenbasis ein zuverlässiges Produkt verkaufen sollte, wird mir das um die Ohren gehauen, da alle daraus abgeleiteten Prognosen einer großen Unsicherheit unterliegen. Deshalb halte ich die Absolutheit, mit der die "Klima-Alarmisten" ihre Prognosen als unanfechtbar darstellen, für nicht wissenschaftlich nicht angemessen. Spekulationen, welche Gründe diese strenge Verteidigung der einmal getroffenen Prognose der dominant menschgemachten Klimaerwärmung um konkrete x °C hat, sind nicht meine Sache. Wie ich den Wissenschaftsbetrieb aber kenne, ist die Sicherung der Forschungsfinanzierung durch Ergebnisse, welche politische Unterstützung sicher stellen, ein wesentliches Argument bei der Auswahl der zu publizierenden Daten - und es ist inzwischen ein gewaltiges System entstanden, das von dieser Forschung lebt.
Mein Verständnis ist aus den Daten ist wie folgt:
Es gibt einen mittleren Temperaturanstieg der Erde, und eine Änderung des Klimas (in einem Ausmaß, das nicht vollkommen ungewöhnlich für die Erde sein mag, aber doch recht markant). Der menschgemachte CO2 kann möglicherweise einen merklichen Anteil davon ausmachen. Ich zweifle aber an der Monokausalität - so einfach ist die Welt selten. Deshalb vermisse ich die Untersuchung anderer Ursachen mit vergleichbarer Intensität und Detailtiefe.
Die Tatsache, daß bei (immer wieder auftretenden) Abweichungen der tatsächlichen Entwicklung vom Modell (z.B. die letzten 15 Jahre der Stagnation) von den "Meinungsführern" nicht die Grundanahmen in Frage gestellt werden, sondern nur die Modelle angepasst, um die ursprüngliche Aussage weiter zu sichern, wirkt auf mich oft nicht wissenschaftlich nachvollziehbar (menschlich aber schon

). Ebenso wie die Weigerung, sich mit den "Skeptikern" sachlich auf Konferenzen auseinanderzusetzen, um eine gemeinsame Sicht zu finden. Entsprechend finde ich die Überhöhung des Themas zur Existenzfrage der Menschheit wissenschaftlich nicht begründbar. Ich halte es also für nicht ausgeschlossen, daß mit der Angst vor dem Klimawandel politische Ziele verfolgt werden (Angst ist ein super Motivator für alle politische Seiten) - wenn sich mir auch die Logik von solchen Spielchen nicht immer erschließt, da lasse ich andere spekulieren.
Und schließlich (das wurde hier schon mehrfach diskutiert) halte ich es für müßig, über nicht realisierbare 0-emission-Ziele zu diskutieren (die Erde wird nie die technische Zivilisation aufgeben, das gibt es nur in Star Trek), und falls der Klimawandel uns wirklich bedroht, ist es sogar fahrlässig, diesen Aufwand nicht eher in die Bewältigung der Änderung zu stecken im Sinne von Kontrolle des Bevölkerungswachstums, schonende Ressourcennutzung, Technologientwicklung mit offenem Ausgang und Anpassung an die neuen Umweltbedingungen.